Ist doch klar: Recht auf Privatheit der Online- und Rechner-Nutzung.
Februar, 2008
29
Feb 08
Support your local Copyist
Wenn ich diesen Satz von Tyler Brûlé, dessen Vater noch kein Accent Circonflexe auf dem U hatte und kein Aigu auf dem E, kopiere und hier einsetze, bin ich schon in die Falle gegangen.
Die meisten Blogger reagieren ja nur anstatt selbst zu recherchieren oder zu berichten. Sie gehen nach dem Copy-and-Paste-Prinzip vor, sprich: Sie kopieren irgendwo Texte heraus, fügen sie in ihr Blog ein und kommentieren das. Für mich hat das aber nichts mit Journalismus zu tun!
So. Jetzt bin ich mittendrin in der Falle. Und jetzt kommentiere ich das auch noch.
Tyler Brûlé hat recht. Würde ich in einem Anfall von Bloggerdepression sagen, den ich bisher nach jedem Blogblick hatte. Denn wenn man tatsächlich über Technorati zu einem bestimmten Thema etwas in Blogs sucht, ist das so, als würde man in Darkrooms auf die Liebe seines Lebens hoffen. Das kann einen sehr traurig machen. Da findet man Blogger, die einem die große Politik mal eben erklären wollen und Sätze bilden, die einem von der Grundschullehrerin zum Thema “Mein allerschönster Ferientag” um die Ohren gehauen worden wären. Die allermeisten schreiben sowieso nichts selber, keinen eigenen Satz, sondern verweisen darauf, was bei Spiegel Online steht. Aber so liest man ja nicht Blogs. Man greift auch nicht in den Arsch einer Kuh in der Hoffnung, ein Schnitzel heraus zu ziehen. Man folgt – ich trete hier eine Binse breit – den Empfehlungen von Leuten, die man schätzt und findet nach und nach Sachen, die man sich in Zeitungen vergeblich wünscht. Diese Empfehlungskultur funktioniert nicht nur für Artikel. Ich weiß bei der Kommentarspalte meines gestrigen Spreeblickartikels blind, dass ich mir einige von den Sachen kaufen (wir nennen es kaufen) kann und nicht enttäuscht sein werde.
Und nein: das ist kein Blogger vs. Journalisten-Artikel, weil es sehr gute bloggende Journalisten gibt und ich in absehbarer Zeit nicht auf die Süddeutsche oder die FAS verzichten möchte. Denn das, was der begriffsverwirrte Herr Brule meint, sind Reporter. Reportagen gibt es wenige in den Blogs. Schon aus dem Grund, dass ich mir Kai Strittmatter nicht leisten kann. Mein persönliches Feuilleton aus Batz, Stefan Niggemeier, Johnny, Fred, Andreas, wirres und René allerdings lese ich lieber als Opernkritiken im SZ-Feuilleton.
Und was kopierte Meldungen angeht: Da finde ich lieber über Technorati einen Kreuzberger Kopiermeister, als dass ich mich im SpOn-dpa-Archiv umtue. Support your local Copyist.
27
Feb 08
Mit den Nutten war schöner
Ole von Beust muss so wahnsinnig nett sein, dass kleine Kinder ihm Bonbons schenken und sich in Suppenküchen nährende Rentner Schals für ihn stricken. Junkies würden ihren letzten Schuss mit ihm teilen und Michael Naumann wollte ihn um keinen Preis schlagen. Er ist so nett, dass nicht einmal die Grünen sich daran erinnern, dass er mit Ronald Schill das Koalitionsbett geteilt hat. Die Partei von Ronald Schill hatte ein Programm mit 10 Punkten, die man ohne schlechtes Gewissen auf drei verkürzen kann: Alle Ausländer mit schwarzen Haaren sind kriminell. Kriminelle Ausländer müssen abgeschoben werden. Ansonsten sind wir super liberal, vielleicht sind wir sogar die egalste aller Parteien. Was ich von der Partei Die Linke halte, habe ich bereits vor ein paar Monaten geschrieben.
Wäre die Partei Die Linke ein Fußballklub, dann wäre sie Energie Cottbus. Sie befindet sich ständig in der Defensive und in Ermangelung eigener Ideen zerstört sie das Spiel der anderen. Die Linke bewegt sich mit ihren bescheidenen Mitteln recht souverän in der Vorstellungswelt Norbert Blüms.
Die Linke verspricht so viel, dass nicht einmal die denkschwächsten ihrer Mitglieder daran glauben, dass auch nur ein Bruchteil davon realisierbar sei. Unrealisierbar kann man natürlich nicht sagen – würde die Linke beispielsweise in Saudi-Arabien an die Macht kommen, könnte sie ihre Sozialpolitik beinahe ein halbes Jahr durchziehen, bevor sie eine Mauer errichten müsste.
Angesichts der deutschen Gegebenheiten ist die Linke eine denkbar harmlose Partei. Bürgerlichere Politiker als Gysi und Lafontaine sind kaum vorstellbar, sie sind so sehr Sozialrevolutionäre wie Dieter Bohlen heliophob. Angesichts dieser Konstellation stellt sich die Frage: Warum ziert sich die SPD auch nur einen Moment, die offensichtlich in den letzten Jahren entstandene linke Mehrheit in Deutschland in Politik umzusetzen? Vielleicht war das Kuscheln mit den Bossen so schön, sind die Aussichten auf Aufsichtratsposten nach den Jahren als Politiker einfach viel verlockender als ein paar Jahre regieren. Aber wahrscheinlich sind es nur schwerwiegende ideologische Bedenken, die die SPD davon abhalten.
Die man als netter Mensch nicht haben muss.
26
Feb 08
Die Breite in der Spitze ist dünner geworden
Hanke. Auer. Gomez. Kießling. Asamoah. Kuranyi. Kern. Klose. Podolski.
Das sind die deutschen Stürmer, die am Wochenende gespielt haben. Podolski knapp 20 Minuten, Asamoah eine dreiviertel Stunde.
25
Feb 08
Bis eins weint
Fußball ist ein Männersport. Was impliziert, dass Fouls taktische Notwendigkeit sind und Tätlichkeiten, die im zivilen Leben Gefängnisstrafen nach sich ziehen würden, unter gesunder Härte verbucht werden. Ich stelle mir bei solchen Trainer- und Sportreportereuphemismen gerne vor, jemand würde mir beim freundschaftlichen Kick im Park von hinten die Beine brechen. Fände ich erstaunlich.
Mario Gomez erwartet nun eine Strafe, weil er den verniedlichend gern rustikal genannten Maik Franz als Arschloch bezeichnete. Was passieren kann, wenn ein Rusticus auf einen Künstler trifft, ist im folgenden Video zu sehen.
Viewers Discretion is advised.
25
Feb 08
Schokoladenkrankheit
Meine äußerst reinliche Lieblingslektorin schmiegt sich Abend für Abend babyposauber poliert ins aprilfrische Bett und erwacht nach zehnstündigem Schlaf mit nach Schokolade riechenden Händen.
Ich rede nicht von einem zarten Hauch, der entfernt an Schokolade erinnert. Sie riecht, als habe sie dem Milka-Weihnachtsmann einen Handjob verabreicht. Habe bis jetzt noch keine zu dem Symptom passende Krankheit gefunden.