Juli, 2010


30
Jul 10

Deus Ex Machina

Rainer Meyer hat für die FAZ ein neues Blog entwickelt.
Zur Einführung schreibt er:
“Journalisten weigern sich, Blogs zu lesen, Politiker möchte das Internet regulieren. Wenige Mitglieder der deutschen Eliten haben Lust, über dieses Ding da draussen in den Netzen anders als mit Abscheu zu reden, während anderswo Banken mit Bewertungsmodellen in Rechnern und Internethandel die Wirtschaft ungehindert an den Abgrund bringen, Unternehmen ihre Mitarbeiter mit Datensätzen ausspionieren und sich unter den Milliarden Internetnutzern durchaus kluge Leute finden, die was zu sagen haben. Mit denen man reden kann. Die man dort kennen und vielleicht sogar lieben lernt.”
Zusammen mit Sophia Amalie Antoinette Infinitesimalia, Violandra Temeritia von Avila und Don Alphonso Moltogulax Acedianus werde ich als Nicander A. Indescretius von Saage für Unterhaltung sorgen.


22
Jul 10

Die Hymne der Jungen Liberalen

Ich war ganz sicher, dass dieses Lied ein Scherz ist, aber anscheinend meinen die Jungen Liberalen es ernst.
Von der Splitterpartei zur Splatterpartei.


22
Jul 10

Schwuchtel

Seit einigen Wochen ist “Louie”, die neue Serie von Louis CK angelaufen. Nachdem seine erste HBO-Serie “Lucky Louie” nette Momente hatte, aber insgesamt trotz gesunden Masturbationshumors erstaunlich altbacken daherkam, ist “Louie” ein sofortiger Klassiker.

Das Leben ist in “Louie” eine alte Drecksau mit Mundgeruch, ein Date endet immer im Elend (selbst wenn es gut läuft, lebt man ein paar Jahrzehnte miteinander und dann STIRBT einer der beiden!) und die sonstigen Umstände, meist in Gestalt anderer Menschen, sind auch eher beklagenswert. Und dann versucht man auch noch, kein allzu großes Arschloch zu sein, na wie soll das denn klappen?

Von drei Berufsgruppen wünsche ich mir, dass sie den folgenden Ausschnitt aus der zweiten Folge anschauen, in Seminaren nacherzählen, memorieren, stenographieren und darüber diskutieren: deutsche Rapper, deutsche Berufsempörte und deutsche Comedians. Unser aller Leben könnte danach ein etwas kleinerer Drecksack sein. Aber Hoffnung, heißt es ja, die ist es, die dich wirklich tötet.


20
Jul 10

Schmutziger Süden

“Ohne Porn wäre das Leben auch vollkommen ein Irrtum”, sagt Klaus Lemke. Ich habe keine Ahnung, was die Junge Union dazu sagt, wahrscheinlich hat sie Lemke längst verbieten lassen.

Video ist ziemlich NSFW und vermutlich bald von Youtube verschwunden.

via Malakoff Kowalski


19
Jul 10

Das Internet: Der größte Tatort der Welt

Magersüchtige Mädchen werden hier in den Hungerselbstmord getrieben, Kinder werden vergewaltigt, ausgebeutet, erniedrigt, Menschen verkaufen ihre Körper gegen Drogen, Diktatoren tyrannisieren ihre Völker und machen dann Urlaub in den Bergen, Biosphären werden vernichtet, Serienmörder treiben ihr Unwesen.
Die Wirklichkeit ist die Hölle.
Das BKA Der Bund Deutscher Kriminalbeamter will jetzt eingreifen und da er nichts machen kann, beschäftigt er sich von nun an nicht mehr mit der Wirklichkeit, sondern mit den paradiesischen Weiten der Virtualität. Das Internet sei der größte Tatort der Welt, so der BDK.
Im virtuellen Raum liegt der Blutzoll seit Bestehen im überschaubaren Rahmen von Null Millilitern: Kein Mensch wurde jemals am Körper verletzt, niemand vergewaltigt, niemand verlor auch nur ein Kilo Gewicht.
Jeder Beleidiger verschwindet hier durch simples Ignorieren, durch gezieltes Nichtansteuern ist alles Unangenehme für immer aus den Augen verschwunden. Ginge das bloß in der U-Bahn!
Der größte Tatort der Welt, so nennt der BDK das Internet und man möchte dem BDK Blumen schicken mitsamt einer tröstenden Postkarte: “Mach‘ nicht so viele Überstunden, lieber BDK, geh einfach mal früher nach Hause, schmeiß den Rechner an, nimm eine bequeme Haltung ein, geh auf Cuteoverload, lies ein paar Sachbücher auf google.books, schau dir den ein oder anderen Stop-Motion-Film auf youtube an, vorzugsweise mit Legofiguren und dann lach halt mal. Am besten über dich.”


15
Jul 10

Maxim Biller: Sommer 2010

Sommer 2010 by maximbiller


7
Jul 10

David Deutschland

Im vergangenen Jahr ist im New Yorker ein Artikel von Malcolm Gladwell erschienen, der den Weg Deutschlands in Halbfinale recht gut erklärt: How David Beats Goliath
When underdogs break the rules.
Als David Goliath schlug, bedeutete das nicht, dass David größer, stärker und ein besserer Schwertkämpfer war. Weshalb die Behauptung, Müller sei effektiver als Messi, Klose ein besserer Stürmer als Rooney großer Unsinn ist. Deutschland hat durch Klugheit und unfassbare Laufarbeit gewonnen, durch berauschend schönes Passspiel, nicht dadurch, dass die Spieler auf einmal alle Weltklasse sind.
Deutschland hat als Underdog gespielt, der sich seiner Defizite bewusst ist und die beiden aufgeblasenen Goliaths England und Argentinien, die das Team aus dem Weg geräumt hat, hatten keine Chance, nicht einmal statistisch. Gelingt es David, Goliath nach seinen Regeln zu bekämpfen, gewinnt er in der Regel.
Spanien dagegen spielt immer als David. Was aussieht wie ein Offensivspektakel ist in Wahrheit eine Defensivstrategie. Spanien spielt auch gegen Paraguay vorsichtig. Es war vor dem Turnier abzusehen, dass jede Mannschaft gegen Spanien spielen würde wie Inter Mailand gegen Barcelona: Alle bringen nun gegen David einen Schutzwall mit.
Spanien ist der Lehrmeister für das Spiel, das Deutschland heute spielt. Und Spanien ist perfekt darin. Jeder einzelne Spieler behandelt den Ball elegant, zuvorkommend, mit Grazie. Er fickt ihn nicht und ruft danach nicht an, wie es die Engländer machen. Sie lassen sich nicht herauslocken und sie haben vorne auch keine Diven stehen, die sich nicht an der Abwehrarbeit beteiligen. Spanien ist der Super-David und haushoher Favorit.
Allein: Deutschland hat dem David-Spiel noch eine Komponente hinzugefügt, die es in Spaniens Spiel wähend des Turniers nicht gab: Zu dem Tica-Taca kommt ein ZackZack. Deutschland beherrscht einen atemberaubenden Tempowechsel und es wird ein Thriller werden. David gegen David, Obi Wan gegen Darth Vader, Meister gegen Meisterschüler.
Wer hier scheitert, der ist kein Verlierer. Ich wünschte mir wirklich, dass einmal im Fall der Niederlage das nachträgliche Gebashe ausbliebe. Diese Mannschaft mit ihren vielen individuellen Defiziten hat jetzt schon unfassbar viel erreicht. Schon seit dem Englandspiel ist alles nur Zugabe und es ist so oder so ein Fest, ihnen sieben Mal zuschauen zu dürfen.


1
Jul 10

Was woll’n wir trinken?

Dieter Dehm, Bundestagsabgeordneter aus Niedersachsen und Mitglied der Linkspartei, fragte gestern den Interviewer vom ZDF: “Was würden Sie denn machen, hätten Sie die Wahl zwischen Stalin und Hitler?”
Wer in diesem Bild Hitler und wer Stalin sein sollte, ließ Dehm offen und so lasse ich den Unsinn auch einfach mal so im Raum stehen.
Dehm erinnerte mich aber wieder daran, dass ich mich vor kurzem mit meinem Freund Kowalski darüber unterhalten habe, warum es einen bei der Linkspartei immer schüttelt. Er erzählte von Wolf Biermann, den er über ein paar Ecken kennt und der völlig aus der Haut fährt, wenn es um die Linkspartei geht. Die Linkspartei versucht mit zunehmendem Erfolg, den Wählern einzureden, so etwas wie die DDR in gut könne man jederzeit machen. Da gerade ehemalige DDR-Bürger, die den ostdeutschen Satellitenstaat (man könnte wegen Lena gerade denken, wir seien auch ein Satellitenstaat, aber ich meine die klassische Definition) nur als Kinder erlebt haben, dazu neigen, von den guten Seiten der DDR zu erzählen, rennt die Linke mit diesem Quatsch gerade in Berlin offene Türen ein.
Nun ist aber der Unterschied zwischen einem Stein und einem System, dass man bei einem Stein ein Stück wegnehmen kann – er bleibt immer noch ein Stein. Ändert man aber ein System, wird ein anderes System daraus.
Denkt man sich aus der DDR die Mauer, den Schießbefehl und die Stasi weg, dann hat man nicht einen Staat mit Ausbildungsplatzgarantie, tollen Jugendprojekten und erfolgreichen Sportlern, man hat ein entvölkertes Land.
Es sei denn, man hätte die andauernde Indoktrinierung, die Staatspropaganda und den faktischen Ein-Parteienstaat auch gleich mit abgeschafft, das freie Unternehmertum erlaubt, Konzerne, Werbung für marktorientierte Konsumprodukte und Börsenspekulation zugelassen, dann wären die Leute vielleicht geblieben. Nur: dann wäre die DDR eben kein sozialistischer Staat mehr gewesen.
Die DDR war nicht Abirrung des Kommunismus, sondern seine logische Konsequenz mit all dem Irrsinn, der sich daraus ergibt. Wenn die Linkspartei sich heute in semantische Spielchen um die Frage begibt, ob die DDR ein Unrechtsstaat war oder einfach nur “kein Rechtsstaat”, dann lenkt das von dem eigentlichen Problem der Linkspartei ab: Die DDR hätte kein Rechtsstaat sein können.
Dieter Dehm hat übrigens das Lied “Was woll’n wir trinken?” umgetextet.

Er hat es mit Günter Wallraff zusammen bearbeitet, unterstützt wurden die beiden von Wolf Biermann. Einer eidesstattlichen Erklärung Biermanns zufolge hat Dehm ihm 1988 gestanden, für die Stasi als IM gearbeitet zu haben. Im tollen, neuen, echten Kommunismus nach Lesart der Linkspartei hätte Dehm das mit Sicherheit nicht tun müssen, aber dass Biermann da skeptisch ist, kann man vielleicht verstehen, ob man nun Stalin oder Hitler heißt.


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