Als Teresa sich vor kurzem auf Facebook darüber erregte, dass sich Juniorennationalspielerinnen für den Playboy ausgezogen haben, postete ich eine Reihe halbnackter Fußballer.
Sie sagte darauf, Männerfußball habe schließlich auch kein Akzeptanzproblem, Frauenfußball dagegen schon.
Meine Antwort, Frauenfußball habe kein Akzeptanz-, sondern ein Geschwindigkeitsproblem habe ich mir gespart.
Frauenfußball ist lahm. Leute stehen auf dem Platz rum, ab und an dribbelt mal einer, einer passt, eine Torfrau rutscht aus, Tor.
Es sieht aus wie Fußball früher mal aussah.
Aber Männerfußball war doch früher auch schon beliebt, 1974 zum Beispiel. Wenn man da die Jugoslawen spielen sieht, ist man ganz sicher, dass sie Zigaretten im Mundwinkel hängen haben.
Warum sind langsame Männer geiler als langsame Frauen?
Zum einen aus Gründen der Tradition. Wettbewerbe brauchen Zeit, um interessant gefunden zu werden. Die Organisatoren der ersten Welt-Turniere der Herren, die beinahe ein Jahrhundert nach Erfindung des Sports und knappe sechzig Jahre nach der Regelfestlegung stattfanden, hatten ziemliche Mühe, überhaupt Teilnehmer zu finden. In Uruguay 1930 nahmen Deutschland, Spanien und England beispielsweise freiwillig nicht teil.
Die überbordende gesellschaftliche Bedeutung des 1954er Titelgewinns der deutschen Mannschaft soll dem Sieg auch erst im Nachhinein aufgepfropft worden sein, gut möglich, dass 1954 ursprünglich nur ein Sieg in einem Spiel war.
Noch in den 70ern verbot der DFB seinen Vereinen, Frauen auf ihren Plätzen spielen zu lassen. Die Zahl der Menschen, die sich daran erinnern, wo sie beim ersten Finale der deutschen Frauenmannschaft waren (und wo das überhaupt stattfand), dürfte Schulklassengröße haben, na gut: Schulhofgröße.
Vor 15 Jahren verlor Deutschland das WM-Finale gegen Norwegen, es war die zweite Frauen-WM. Wir befinden uns, was die Tradition angeht, also ungefähr in den vierziger Jahren (damals fand aus dem geschichtlich interessierten Leser möglicherweise bekannten Gründen keine WM statt).
Das ist so eine Situation, mit der Frauen auch in anderen Gebieten zu tun haben: Erst lässt man sie etwa 2000 Jahre nicht mitmachen, und wenn man sie dann lässt, tut man so, als müsse das jetzt bitte genau so klappen wie bei den Männern.
WIR HABEN DOCH GLEICHBERECHTIGUNG, HERRGOTTNOCHMAL!
Eine Erinnerung an den Feminismus: Der Kapitalismus wird dem Feminismus immer gerne helfen, wenn es ihm denn nutzt. Akzeptanz für Frauenfußball schaffen durch Nacktfotos? Total ok.
Fernsehzeiten freischaufeln für die lahme Frauenfußballliga? Gibt der Markt nicht her, sorry.
Auf Feminist Frequency kann man sich anschauen, aus was für Klischees weibliche Rollen im Film zusammengeschraubt sind.
Der Blogger Pastabagel ist der Frage nachgegangen, warum die Filmindustrie uns ausschließlich Klischees anbietet, wo doch Frauen einen größeren Anteil am Kinopublikum haben.
Seine Antwort: Weil Frauen in Jungsfilme gehen, Männer aber ungern in Filme, in denen Frauen die Hauptrollen spielen.
Hier der Disney-Test (Einspielergebnisse von Disneyzeichentrickfilmen in den USA – f=weibliche Hauptrolle, m= männliche)
f – Little Mermaid (1989) – $211 million
f – Beauty and the Beast (1991) – $337 million
m – Aladdin (1992) – $504 million
m – Lion King (1994) – $783 million
f – Pocahontas (1995) – $346 million
f – Hunchback of Notre Dame (1996) – $325 million
m – Hercules (1997) – $252 million
f – Mulan (1998) – $304 million
m – Tarzan (1999) – $448 million
f – Lilo and Stitch (2002) – $273 million
Pastabagel zieht den Schluss, dass Mütter zwar ok damit sind, ihre kleinen Mädchen in Toy Story zu schleppen, aber ihren Jungs eher nicht mit Pocahontas kommen.
Das ist also der Grund, warum ich mich nicht für Frauenfußball interessiere: Weil ich nie damit behelligt wurde. Weil jeder glaubte, ich würde mich dafür nicht interessieren.
Und kommt mir nicht mit Biologie.
Ich komme trotzdem mit Gleichberechtigung: Auch Männerfußball interessiert mich nicht.
“aber ihren jungs eher nicht mit toy story kommen”.
Ich glaub, hier wolltest du einen anderen film nennen. Der neue rapunzel würde sich anbieten.
“[...]dass Mütter zwar ok damit sind[...]”
das ist noch vor “es sind noch 10 minuten zu gehen” die schlimmste übernahme aus dem englischen, die ich bisher gelesen oder gehört habe
@auchMalte
Sprache verändert sich. Geh damit:)
My guess is that moms are happy to take their little girls to Toy Story, but as a general rule are not likely to take their sons to see Little Mermaid or Pocahontas.
vs.
Pastabagel zieht den Schluss, dass Mütter zwar ok damit sind, ihre kleinen Mädchen in Toy Story zu schleppen, aber ihren Jungs eher nicht mit Toy Story kommen.
@Mia, leisurelorence
Ja, blöd, Scjhlampigkeitsfehler, ist korrigiert
argh. das j lasse ich jetzt aus selbsthass stehen
“Meine Antwort, Frauenfußball habe kein Akzeptanz-, sondern ein Geschwindigkeitsproblem habe ich mir gespart.”
Hast du nicht, im nächsten Absatz führst du sie ja sogar noch aus.
Man darf nicht erwarten, dass Frauen beim Fußball dieselben körperlichen Leistungen wie Männer erbringen. In keiner Sportart tut man das, und trotzdem sind z.B. bei jeder Leichtatlethik-WM Frauen selbstverständlich mit dabei und werden zu Höchstleistungen angefeuert.
Und dann die “Erinnerung an den Feminismus”: Der Feminismus, das sind die anderen? Du bist kein Feminist? Asche auf dein Haupt.
Ich frag mich auch immer, warum bei sonstigen Sportarten die weibliche Beteiligung in Ordnung geht, nur bei Fussball nicht? Die Frage stell ich mir selbst.
Ich siele selbst z.B. sehr gerne mit Frauen Fussball.
Ich denke ca. 80% der Frauenfussballnationalmannschaft sind lesbisch, die Hälfte davon wird Männer so richtig scheisse finden. Aber das juckt mich auch nicht.
Ich glaube dass ich es nicht besonders mag, wenn Frauen sehr männlich wirken. Lira finde ich z.B. sehr toll: http://www.youtube.com/watch?v=u21l4NF0CMs
Ihr gelingt das Frau zu sein und Fussball zu spielen. Ihr schaue ich gerne zu.
Kurzer Nachtrag: Mit Stöckelschuhen an der Torwand zu treffen ist genial: http://www.youtube.com/watch?v=_dk6WdBmR3c&feature=related
Ich habe mich in meinem Leben noch nie für Fußball interessiert. Als Schüler wurde ich deswegen oft diskriminiert, am meisten natürlich von Mitschülern im Sportunterricht. Beim WM-Fieber müsse man doch schon mitmachen, weil alle mitmachen, so muss ich mir heute einige Jahre später sagen lassen.
Muss ich mir jetzt auch noch von Feministinnen vorwerfen lassen, dass ich mich nicht für Frauenfußball interessiere?
Was das Kino angeht, so frage ich mich: Sind im Mainstream-Kino nicht auch alle männlichen Charaktere Klischees? Stories und Charaktere mit wirklichen Überraschungen und echten Ecken und Kanten, die gibt es doch nur im Programmkino. Und dem Programmkino geht’s wie dem Frauenfußball, kein ausreichendes kapitalistisches Interesse…
Man muß sich nicht für Fußball interessieren. Man muß sich überhaupt nicht für irgendeinen Sport interessieren.
Aber (und Vorsicht, jetzt kommt die steile These): Wer sich nicht für Frauenfußball interessiert, der interessiert sich nicht für Fußball. Der interessiert sich vielleicht für Ablösesummen, Bierwerbespots oder Trainerdiskussionen auf Yellowpress-Niveau, aber der interessiert sich nicht für Fußball.
Was ist der Unterschied zwischen Männer- und Frauenfußball? Verschiedene Regeln?
Ehrlich gesagt, finde ich den Text ziemlich schlecht. Nicht nur, weil er irgendwie keine richtige Aussage hat, weil er versucht alte Klischees mit neuen Klischees mit Fakten zu vermischen, sondern auch weil die Pornographie-Kritik sehr wohl berechtigt ist.
Oder ist es etwa der große Verdienst des Feminismus, dass die einzige Änderung, die die Gesellschaft erfahren hat, die ist, dass sich Frauen jetzt freiwillig nackt ausziehen? Das wäre ja sehr arm. Und wenn dann Kapitalismus das einzige Argument ist, weil ja der ach so schlechte Frauenfußball sonst keine Chance hat, dann frage ich mich ob du Malte überhaupt denkst, dass sich Frauen selbst helfen können. Und das vielleicht ohne die Titten zu zeigen.
Die Gesellschaft ächtet Prostitution, aber wenn sich Frauen dem gesellschaftlichen Porno-Trend anbiedern, dann ist das plötzlich selbstbewusst und feministisch. Und gar nicht billig.
http://www.google.de/search?q=pornografisierung+der+gesellschaft
@Julius
Nein, wenn ich mich für Filme interessiere, bedeutet das ja auch nicht, dass ich alte Edgar Wallace-Filme schauen muss.
@DrNI
Nehmen wir als Beispiel Indiana Jones: Klar ist der ein Männlichkeitsklischee. Aber er hat Eigenschaften, er kommt irgendwo her, er geht irgendwo hin.
Seine Begleiterinnen dagegen: sind nur Begleiterinnen.
@Malte
Wir haben offensichtlich unterschiedliche Auffassungen davon was “sich für etwas interessieren” bedeutet. Ist ja an sich nicht schlimm und einfach eine Definitionsfrage.
Wenn mir jedenfalls jemand erzählt, er würde sich für Filme interessieren, dann erwarte ich eigentlich, daß sich dieser Cineasmus nicht darauf beschränkt, sich jedes Wochenende im gesichtslosen Megafilmpalast um die Ecke einen x-beliebigen Hollywood-Blockbuster anzusehen, immer den, der im größten Kino läuft und in dem möglichst Bruce Willis mitspielt.
Aber gut, wenn man das unter “sich für Filme interessieren” versteht, dann geht der samstägliche Blick auf die BL-Tabelle wohl auch als “sich für Fußball interessieren” durch. Überzeugt.
Erst einmal:
Danke für den wirklich schönen Text. Mir gefällt der ironische Ton darin, (naja, bin selber ironisch veranlagt). :-)
“Akzeptanz für Frauenfußball schaffen durch Nacktfotos? Total ok.”
Finde ich total ok!
“Oder ist es etwa der große Verdienst des Feminismus, dass die einzige Änderung, die die Gesellschaft erfahren hat, die ist, dass sich Frauen jetzt freiwillig nackt ausziehen?”
@ Thomas Maier
Ich finde nicht einmal, dass sie sich “freiwillig” ausziehen. Sie machen es gezwungenermaßen. Eine große Rolle bei diesen Zwangsmaßnahmen spielt GELD. “Hilfe, ich musste mich ausziehen, die haben mich mit Geld beworfen.”
Na und? Sollen sie sich doch nackt ausziehen, so oft sie wollen. Mir gefällt es.
Allerdings weiß ich nicht genau, was Dein Kommentar mit Frauenfußball zu tun hat.
@Julius
Nochmal nein: Du beschreibst den Unterschied zwischen einem Gourmand und einem Gourmet.
Wenn du dich für klassische Musik interessierst, kann das heißen, dass du dir keine Schulaufführung entgehen lässt, egal wie schräg das Orchester spielt, Hauptsache es ist was mit Noten. Oder du gehst gern in die Philharmonie.
Das geht aber vom hier gemachten Punkt weg.
Bei mir im Blog habe ich drüber geschrieben und weil Malte findet, dass ich ihn nicht verstehe, unten in den Kommentaren seinen Text nochmal genauer auseinander genommen.
http://www.ennomane.de/2011/06/25/fusball-weltmeisterschaft-der-frauen-der-stock-im-po/#comment-52127
Das mit der fehlenden Tradition, das kann man auch ganz anders sehen:
endlich kein warten mehr.
endlich kein wembley-tor-lala.
endlich kein holland-komplex.
endlich kein cordoba.
endlich einfach nur fußball!
Nicht von mir sondern aus: http://www.schorleblog.de/index.php/2011/06/25/fusball-wm-2011/
Enno, ich weiß nicht, wer du bist und was du willst, aber du nimmst gar nichts auseinander. Du schmeißt nur mit -ismen um dich. Wenn es dir ein paar Klicks bringt, bitte.
Warum darf man sich nicht für Männerfußball interessieren, wenn man Frauenfußball scheiße findet? Warum ist man Chauvinist, wenn man Frauenfußball scheiße findet? Warum muss man seine Vorlieben überhaupt begründen? Ich verstehe es nicht. Ich finde Frauen sollten sich nicht auf die Nase hauen oder hinter Leder herlaufen, Frauen sollten nicht Männersport machen. Können sie natürlich, wie sie wollen, aber ich werde nicht zuschauen. Gleichberechtigung ist das eine, aber die biologischen Unterschiede an Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit kann man im Sport eben nicht wegdiskutieren.
Gestern zum ersten Mal reingeschaut und mehr Teamgeist diagnostiziert. Wenn Poldi ein Tor schießt, kommen vielleicht zwei, drei andere angedüst und bespringen ihn. Bei den Mädels ist gleich die ganze Mannschaft da. Da ist weniger Ego im Spiel, wahrscheinlich weil weniger Geld, weniger Werbeverträge, weniger Druck, weniger Testosteron, weniger Heterosexualität. Ich glaube nicht, dass wir jemals “Szenen einer gescheiterten Ehe” wie bei Löw und Ballack zwischen Neid und einer Spielerin erleben werden.
Während Poldi bei Rewe was einkaufen darf, Jogi sich mit “Niveau for Men” eingeflutscht hat und sich Ballack, gewohnheitsmäßig auf der faulen Haut liegend, auf den Urlaub freut, werben die Mädels, Weltmeisterinnen(!), für Krebsvorsorge. Noch eins zum Thema Klischee in Filmen: Sie sind immer der Wirklichkeit entnommen. Was wäre Bond ohne Girls? Wollen wir nur noch Dokus im Kino? Es gibt Bond-Girls, Spiderwoman und Alice Schwarzer. Und Frauenfußball. Ist schon gut so.
“OK damit sein” ist wirklich schlimm … SCHMERZ :/
@fernetpunker: Als ob es sowas wie Frauensport und Männersport gäbe. Was soll das denn sein, Frauensport, Männersport … um die Wette menstruieren? Samenweitspritzen? Hinter nem Leder herlaufen ist ein Männersport, aber Triathlon und Abfahrtslauf nicht, oder was?
Das einzige was ggfs gegen Frauen spricht, die einen sogenannten Männersport ausüben, ist ein grottiges Niveau. Das ist aber nun mal naturgegeben so, wenn eine Sportart nur von vergleichsweise wenigen Individuen und auch nur halbprofessionell ausgeübt wird.
Das letzte Mal, als ich mir Frauenfußball angesehen habe, fand ich das Niveau auch Kreisliga und ich verstehe jeden, der sich das nicht antun mag. Nur: die Begründung, dass Fußball nun mal Gottgegeben ein Männersport sei, ist Schwachsinn.
Als Beispiel kann man sich auch mal Boxen vs Karate geben. Das Niveau im Frauenboxen war noch vor 10 Jahren ne Katastrophe, aber es hat sich in letzter Zeit mit steigender Popularität ein wenig gesteigert.
Karate, ne sicher nicht viel weniger gewalttätige Sportart, führt auch für Männer ein Nischendasein, d.h. es liegt da für beide Geschlechter nicht viel Geld drin und der Grad an Professionalisierung ist für beide Geschlechter ähnlich. Darum ist auch das Niveau bei den Männern und Frauen ganz ähnlich. Man sehe sich z.B. mal diese Team Kata an … glaube kaum, dass man das bei den Männern viel besser zu sehen bekommt. Männersport?
Meiner Meinung nach haben die ersten Vorrundenspiele Nigeria:Frankreich und Deutschland:Kanada die Beschreibung “Frauenfußball ist lahm. Leute stehen auf dem Platz rum, ab und an dribbelt mal einer, einer passt, eine Torfrau rutscht aus, Tor.
Es sieht aus wie Fußball früher mal aussah.” nachhaltig ad absurdum geführt.
Und übrigens müsste es ja konsequenterweise heissen: “ab und an dribbelt mal eine, eine passt…” Hier ist es ja nun wirklich eindeutig ;-)