Wenn es Wasser in Flaschen gegeben hätte, bevor man die Möglichkeit hatte, es durch Leitungen direkt in jeden Haushalt zu pumpen (und das zu einem Bruchteil des bisherigen Preises) – hätte dann die Wasserindustrie nicht auf jeden Fall diese Entwicklung als den Untergang der Zivilisation gegeißelt? Wenn Wasser gar nichts mehr Wert ist – wie kann denn dann eine Kultur Bestand haben? Muss nicht knapp gehalten werden, was uns etwas bedeutet? Am Ende gießt man mit dem kostbaren Nass noch Blumen oder bittet die Nachbarin zum Bade!
September, 2011
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Sep 11
Wählerverdrossenheit
Ich habe per Briefwahl gewählt. Und zwar Grün, Pirat, Pirat. Erststimme Grün, Zweitstimme Piraten, Bezirksdings ebenfalls Piraten. Schon mit der Drittstimme war ich ehrlich gesagt überfordert, weil ich nicht die geringste Ahnung hatte, ob es da nach Verhältnis- oder Mehrheitswahlrecht geht, ob es also überhaupt Sinn hat, eine Zwergpartei zu wählen.
Ich würde verstehen, wenn Politiker Wählerverdrossenheit hätten, denn mein eigener Bürgersinn war dieses Mal besonders unterentwickelt. Ich habe auf dem Wahlomaten durchgespielt, mit wessen Programm ich am ehesten übereinstimme und heraus kam: Grün, Linke, Piraten.
Allerdings habe ich bei ungefähr 60% aller Fragen gesagt, dass sie mir egal sind, bei 20% wusste ich beim besten Willen nicht, welche Lösung für mich, Berlin oder das Land am besten ist und dazu habe ich auch viel aus dem Bauch entschieden. Heraus kam also meine Herzenspartei, die Grünen, und eine, die ich recht herzhaft verabscheue, die Linke. Und dann noch die, die ich mit dem Bauch wähle. Abgeschlagen wie immer CDU und NPD, ohne dass ich die jetzt in einen Topf stecken wollen würde, das will ich tatsächlich nicht.
Ich weiß nicht einmal, warum die CDU so völlig abgeschlagen bei mir ist, wenn ich ihr Programm lese, wünschen die sich genauso wie ich weiße Weihnacht.
Na klar, es ist putzig, wenn man sich immer aufpumpt, man würde die Bürokratie abbauen und so, und dann sieht das eigene Wahlprogramm so aus:
Aber das ist es nicht, warum ich die CDU nicht wähle. Ohne dass sie oder ich es wüssten, scheinen wir in jedem Punkt unterschiedlicher Meinung zu sein, so als wären wir schon sehr lange sehr unglücklich verheiratet.
Was ich eigentlich sagen wollte: Mit 15 konnte ich noch besser Politik machen als der Bundeskanzler. Jetzt kann ich nicht mal sagen, wem die Berliner S-Bahn gehören soll. Berliner Politiker: Ich verstehe, wenn ihr enttäuscht seid von mir. Ich habe meinen Job nicht gemacht. Mit mir ist kein Staat zu machen.
Aber ich gebe ab jetzt mein Bestes. Wartet nicht drauf, aber: versprochen.