Ich habe einmal den ehemaligen NATO-Generalsekretär in den Operationssaal gerollt. Manchmal habe ich auch andere kleine Dienstleistungen in seinem Krankenzimmer erledigt.
Ich war gerade 19 Jahre alt und meine Welt also wohlsortiert. Der Generalsekretär der NATO nahm dort ungefähr den Platz ein, den Darth Maul im Star Wars-Universum einnahm, er hatte bloß nicht so beeindruckende Zähne.
Der Generalsekretär der NATO hatte Krebs im Darm, zwei Leibwächter passten darauf auf, dass niemand ihn vorzeitig tötete und alles, was ihm blieb, war große Höflichkeit.
Die meisten Menschen, die unter Schmerzen dem Tod entegen gehen, sind sehr freundlich, der Generalsekretär der NATO vermittelte darüber hinaus eine Wärme und eine Güte, dass man ihn eher für den Generalsekretär der UNO oder den Geschäftsführer von MISEREOR hätte halten können.
Einge Tage nachdem ich ihn in den Operationssaal gefahren hatte, war er tot, die Leibwächter räumten das Zimmer, und der nächste Patient zog ein, um zu sterben.
Lebendig verließen nur wenige die Krebsstation der inneren Medizin, der Krebs ist Kommunist, er interessiert sich nicht, was man früher einmal gemacht hat, die Ärzte operieren nicht sorgsamer, weil man mal ein hohes Tier war.
Es gab ein paar Meldungen in den Zeitungen, als der Generalsekretär der NATO starb, die Räder standen nicht still, er war schon ersetzt worden, und war allgemein nicht sehr beliebt, er hatte eigentlich nie eine besonders gute Figur gemacht im Fernsehen.
Nun ist Steve Jobs tot, wir kennen ihn nicht und vielleicht sind wir ungeheuer oberflächlich, wenn wir seinen Tod bedauern. Denn schließlich muss dieses Bedauern bedeuten, dass wir gegenüber hungernden Kindern in Afrika gleichgültig sind. Entweder Milliardär oder Bettler, unsere Sympathien sollten klar verteilt sein.
Es ist kein Wunder, dass Bilder herumgehen mit größeren Philanthropen, deren Tod in keiner Zeitung stand, die dem Milliardär gegenüber gestellt werden, der nur an sich und hübschere Rechner dachte, denn wir sind mit einer Brot statt Böller-Ethik aufgewachsen.
Für jede Rakete, die ich Silvester abfeuere, bekommt ein Kind einen Laib Brot nicht, wenn ich lache, verhöhne ich das Leben selbst, denn wer könnte lachen angesicht von Landminen und Giftgas?
Es ist tatsächlich möglich, ein Macbook zu haben und für Ärzte ohne Grenzen zu spenden, es ist sogar nicht einmal unwahrscheinlich, dass Macbookbesitzer mehr spenden als rechnerlose Menschen, und in einer geistig-moralischen Wende möchte ich behaupten, dass nicht einmal ein vager Zusammenhang zwischen hungrigen Kinderbäuchen und asketischen Milliardärskörpern besteht.
Dieser Zusammenhang besteht im Fernsehen oder auf einem Bild im Internet. Dann scheint es ganz offensichtlich: Seelenlose Weiße verdrücken Krokodilstränen für einen ihrer Führer, während unter ihrern übergewichtigen Füßen ein Planet zerstört wird. Aber vielleicht können wir das: Traurig sein, weil ein Mensch stirbt, den wir nicht kennen. Weil wir ahnen, dass er nicht anders gestorben ist als die Menschen, die wir kannten. Höflich und ängstlich und Trost suchend.
Und vielleicht können wir sogar traurig sein wegen der namenlosen Kinder und trotzdem Chips essen und lachen, so wie wir Chips essen und lachen kaum ein halbes Jahr, nachdem der eigene Neffe gestorben ist oder der Cousin oder sonst ein vertrautes Gesicht.
Wir sind dann eben doch Menschen und keine Avatare, wir teilen einen Planeten recht unfair auf und wissen das und leiden dran und wir leben unser Leben ungeheuer invdividuell und sterben recht gleichförmig.
Kaum jemand ist Gandhi, selbst der süßeste sterbende Fratz kann einmal ein ziemliches kleines Arschloch gewesen sein, das nicht einmal hübsche Rechner entworfen hat. Ich möchte trotzdem nicht, dass er stirbt, der kleine Taugenichts.
Verdammt Malte, DANKE!
Für mich ist es weniger eine Unterstellung, dass man kein schickes neues Macbook haben kann und trotzdem etwas gegen den Hunger in der dritten Welt tun möchte, sondern vielmehr der subtile Hinweis, dass ein Marketing Genie selbst post mortem noch bei seinen Fans einen (für Aussenstehende schwer verständlichen) flammenden Aktionismus auslösen kann…
Ich kann mich creezy nur anschließen! Toller Artikel. Besser kann man es gar nicht sagen.
Es ist ja echt toll wie du hier moralpredigst. Die armen Kinder die verhungern etc.
Schön und gut aber was tust du und was ist dein Alternativvorschlag?
Die Wahrheit ist wenn wir verhindern wollen das wir mitschuldig sind an der Ausbeutung, von der Erde und den Leben auf ihr dann heißt die einzige alternative Kommunismus oder Sozialismus. Streite es nicht ab es ist die Wahrheit keine andere Ideologie kann verhindern das Konzerne und die Dummheit der Menschen die Welt ausbeuten.
Und zu Steve Jobs…
Er war Teil der Menschen die es möglich gemacht haben das sich überall auf der Welt Menschen miteinander vernetzen können und somit hat er einen großen Teil zu den zurzeitigen Revolutionen in den 2 Welt Ländern beigetragen. Viele Systemkritische Blogger aus der zweiten und dritten Welt nutzen Apple Computer.
Zu guter letzt: Er war Veganer und hat sich somit auch nicht an der Ausbeutung von dieser Welt und der Lebewesen auf ihr beteiligt.
Ich persönlich denke jeden Tag darüber nach wie schrecklich es doch in dieser Welt zugeht und wenn ich mich dann mit einem Apple-produkt etwas wieder aufmuntern kann dann hat das nur zur folge das ich nicht durchdrehe und verzweifelt Bomben auf Bahngleise lege. Noch müssen wir warten und uns ablenken vorbereiten auf einen Tag an dem genug Menschen diese Ungerechtigkeit sehen..
Entscheide dich:
Tyrannische Massenmörderideologie
Oder Kapitalistische Drecksscheiße
Aber ethisches Gelarbere ohne etwas dahinter kannst du dir sparen :)
Ich hoffe mein Kommentarhat dich etwas zum nachdenken gebracht
Und somit
Für den Kommunismus
Mit sozialistischen Grüßen Spielmann3x6
@Spielmann3x6 Kurzer Einwurf: Hast du den Text gelesen und noch viel wichtiger, hast du ihn verstanden? Weil wenn ja, dann verstehe ich deinen Kommentar nicht, habe ihn aber gelesen. Verflixt.
Empathie, lieber Malte. Super!
@DrSno*
Nix anderes war doch dieses Sinn dieses dummen Pamphlets oder? Denn wenn diesen einzigen Sinn nicht hätte, hätten dort irgendwelche Links zu Spendenorganisationen stehen müssen.
Also im Sinne der Sache eine einzige Nulllösung.
spendiere ein „es”
@creezy, nicht dümmer als entrückte zitate und medien geprägte weltbilder. die von dir geforderten links hatte ich längst gepostet (ohne die geringste resonanz) und die glaubwürdigkeit der organisationen längst für freunde bewiesen (durch meine eigene tätigkeit in äthiopien). deine energie bzgl. steve jobs ist erstaunlich und genau das phänomen weswegen mir das posten von solch plakativem zeugs eben doch nicht ganz so dumm erscheint…
@Mathias Richel
Ja ich habe ihn gelsesen und verstanden. Ich sehe auch das Herr Welding antikapitalistiche Stellung bezieht. Aber was ich ansprechen will ist das sich Herr Welding vorstellt das eine DDR ohne Mauer und Stasi möglich währe… besonders wenn du andere Posts von ihm liest wird das klar. Die Mehrheit der Menschen ist aber nun mal dumm. Was ich sagen will ist das man nicht agumentieren kann mit: “Wenn alle Menschen mal nachdenken würden währen alle probleme gelöst.” Weil du nicht alle Menschen dazu bringen kannst zu denken!
@dr.sno*
„ohne die geringste resonanz” Wow, Du kannst in die Konten von Privatleuten als auch sozialen Organisationen blicken? Respekt!
Meine Energie bezüglich Steve Jobs ist erstaunlich? Erstens habe ich mich dazu längstens schon in meinem Blog erklärt. Zweitens bin ich Dir dankbar, dass Du Dich so um meinen Energiehaushalt kümmerst. Drittens geht mir ein bisschen Deine stetige Unterstellung „Menschen, die Macs mögen, sind zu doof zum spenden” auf den Sack. Kurz: Dein Hassbild auf Mac-Anwender solltest Du gegebenenfalls auch langsam mal überdenken! So ganz geheuer ist mir das nicht mehr! Sorry.
Ja, ganz offensichtlich.
Oh, zu spät.
Ja, ganz offensichtlich kann man nicht alle Menschen dazu bewegen, präzise zu denken, @spielmann3x6.
@creezy, in keiner meiner äußerungen ist ein haßbild auf mac-anwender zu lesen, zumal ich hier selbst ein paar macs herum stehen habe (ich bin einfach zu selbstverliebt um mich wegen meiner mac-anwendungen zu hassen) und es mir in keiner form um mac-anwender, sondern um mac-euphoristen geht.
wir kennen uns, und ich würde dich auch noch genauso mögen, wenn du jeden abend vor deinem mac beten würdest. weshalb fühlst du dich also durch meine verwunderung über deine euphorie (ist vielleicht das bessere wort als “energie”, da es weniger spielraum für ironische zweideutigkeiten lässt) derart angegriffen? weshalb erlaubst du nicht, eine meinung zu haben ohne sie teilen zu müssen? und kannst du nachvollziehen, dass diese reaktion von dir für mich umso erstaunlicher ist?
und zu deinen fragen – ja in die eingänge von mfm hätte ich durchaus einsicht. aber darum ging es mir nicht, sondern darum was ich an aktionismus im social network als resonanz gesehen habe. natürlich kann man unterstellen, dass meine freunde zig postings zum tod von steve jobs publizieren, nur um sich heimlich für die hungersnot am horn von afrika einzusetzen. ob das jedoch so ist, wage ich zu bezweifeln… und eben zu bedauern.
Liebe Leute,
mein Kommentar hier ist an sich als obsolet zu betrachten.
Ebenso wie die Debatte.
Bei welchen anderen “Erfindern” habt ihr sonst bislang in Eurem Leben einmal getrauert?
Ihr seid lediglich vom Apple-Marketing-Faschismus geblendet und wollt Euch das nicht eingestehen.
Dank unterschiedlicher Welt- und Industriesystem gibt es auch für den Endnutzer Auswahlmöglichkeiten bei der Entscheidung für einen Computer (ja, ein Mac ist auch immer noch ein Computer). Dank immer kürzerer Innovationszyklen ist der technischen Unterschied nicht mehr erwähneswert.
Daher folgt die Differenzierung über leistungsunabhängige Faktoren wie Image und Design. Wer das mar und dafür gerne unnötig mehr bezahlt – bitte. Dennoch kauft man damit nicht den Freibrief zu Stil- und Techniküberlegenheit.
Abgesehen davon: die (Online-) Trauer ist einfach nur erbärmlich.
In anderen Diskussionen schimpft man mit über die bösen bösen 1% der US Gesellschaft (zu denen Herr Jobs nun mal gehört). Aber hier darf man ihn dann als größte Erfinder abfeiern – weil er Veganer ist?!!
Wie gesagt: die ganze Debatte stellt sich nicht weil sinnfrei.
Danke für Nichts.
Dr. Sno*
So ist es. Dennis Ritchie hat hundertmal mehr zum Entstehen eines MacBook und iPod beigetragen als Jobs, aber trotzdem wird Jobs als großer Erfinder und Weltverbesserer gefeiert, während keine Sau weiss, wer Ritchie (immerhin Turing-Preisträger) überhaupt war.
Steve Jobs war ein genialer Geschäftsmann, der sicherlich vieles richtig gemacht hat, aber seine mediale Apotheose läßt mich mit genau dem gleichen Befremden zurück, das Du in Deinem ersten Kommentar auch ausgedrückt hast..
“Zu guter letzt: Er war Veganer und hat sich somit auch nicht an der Ausbeutung von dieser Welt und der Lebewesen auf ihr beteiligt.”
Muss ich nicht kommentieren, oder?
Darüber hinaus: Bitte lies dich mal in das Thema “Spenden”, “Apple” und “Apple CEOs” ein, da wirst du viel Trauriges im Netz finden.
Irgendwann kauf ich mir auch mal ein Apple-Produkt, evtl. verstehe ich das dann mal.