Im Herzen die Weißeste von Allen

Die Autorin Noah Sow wurde zu einer Lesung in Fulda eingeladen. Die Organisatorin, Mitglied in der Grünen Jugend und von Sow als im “antifaesken Look”gekleidet geschildert, versteht die Abkürzung PoC nicht und reagiert auf die Empörung, die Sow äußert, als diese in dem Café, in dem gelesen werden soll, eine (in der Tat geschmacklose) Mohrenfigur sieht, mit den Worten: “Das können wir doch lösen. Ich kannte ja das Café vorher gar nicht.”
(Ein Bild des Mohren ist verlinkt in Sows Blog mit den Worten “Achtung; Bild nicht gewaltfrei”).

Sow weigert sich daraufhin, die Lesung zu absolvieren. Über diesen Skandal berichtet die Feministin und Bloggerin (Mädchenmannschaft) Nadine Lantzsch. In einem offenen Brief an die Veranstalter schreibt sie:

“Ich bin entsetzt darüber, dass Sie die Dreistigkeit besitzen, eine PoC in einen weißen Raum einzuladen, in dem sie es sich neben kolonialrassistischen “Raumverschöner_innen” gemütlich machen und ein (wahrscheinlich) mehrheitlich weißes Publikum darüber aufklären soll, was Rassismus ist. Das bodenlose Fass könnte nicht größer sein, wird leider aber noch übertroffen von den gewaltvollen wie übergriffigen Reaktionen und der Supremacy-Haltung, denen sich Noah Sow bei Betreten des Raumes in Gegenwart einer der weißen Organisator_innen ausgesetzt sah.”

Das schlägt der Fäss_in doch die Böd_in aus! Die Reaktion der jungen Grünen war ein gewaltvoller Übergriff, nein Entschuldigung: eine Übergriff_in!

Wer ist der bessere Mensch in diesem titanischen Kampf der politisch korrekten Geisteselite: Antifa-Frau oder PoC-Schriftstellerin, linker ASTA oder die Feministin?

Im März 2009 war Nadine Lantzsch bei mir zu Besuch und wir haben gemeinsam einen Podcast gemacht.
Im Vorgespräch hatte sie gesagt, sie würde sich gern “über Linke aufregen”. Während des Podcasts sagte sie dann auf die Frage, was sie denn gegen Linke habe: “Ich finde die irgendwie hohl. Ich weiß auch nicht.” (etwa ab Minute 9)
Linkssein definierte Lantzsch im Folgenden als “Steinewerfen für den Weltfrieden”, was sie “irgendwie diffus” fand.
Sie beklagte dann, dass Linke sich in jede Form von Protest hineindrängen und die Ziele dieses Protests damit deligitimieren würden, denn: “Deren Ziele sind so weit weg von der Realität, dass man damit niemals die bürgerliche Mitte erreichen kann, die dann wirklich was ändern kann.”
So weit, so irgendwie. Es war ein irgendwie diffuser Podcast mit einer irgendwie diffus unpolitischen jungen Frau, die halt in erster Linie jung war.

Heute allerdings ist Nadine Lantzsch hochsensibilisiert. Ihr innerer Geigerzähler schlägt nicht nur bei subtilsten Sexismen zuverlässig aus, auch für Rassismus ist sie innerhalb der vergangenen zwei Jahre durch ihr Studium der Gender- und Diversitiy-Kompetenz Expertin geworden.

Man kann in zwei Jahren zweifelsohne eine Menge lernen, und nichts, was sie heute schreibt, ist allein schon dadurch diskreditiert, dass sie vor zwei Jahren eine reine Tor_in war. Und doch ist der Konvertitenfuror das, was ihre Texte so unerträglich macht. Es gibt in ihrem Denken keine Gelassenheit, keine Freundlichkeit, keinen nach vorne gerichteten Enthusisasmus. Alles ist Häme, jedes Wort ein nach oben gereckter Arm, der dem Mitschüler signalisiert: “Ich weiß was. Und du nicht.”
Da lädt jemand eine Autorin ein, hat das Café, in dem gelesen wird, vorher nicht untersucht, und kennt die Abkürzung des in Deutschland nicht besonders üblichen Begriffs People of Color nicht: und wird dafür hingestellt, als hätte sie das Dritte Reich mit Gaskammern beliefert.
Das ist ein Ichbinbesseralsdu-Wettbewerb, bei dem ich kotzen muss. Ich habe halt einen Privilegienpenis und bin weiß wie Schnee. Aber so weiß wie Lantzsch im Herzen ist, das werde ich wohl nicht mehr werden.

UPDATE:
Cigar Store Indian von Seinfeld muss da natürlich erwähnt werden.

335 comments

  1. Noah Sow sieht sich selber, so nehme ich jedenfalls stark an, als Aufklärerin und auch als eine Art Kämpferin für den Abbau von Diskriminierung. Ich finde es grundsätzlich gut, wenn sich jemand in diesem Sinne engagiert, für mich ist sie eine Art
    “Kriegerin des Lichts”.

    Ich weiß, dass allein dieser Term bei vielen Unbehagen auslöst, aber bitte lest weiter und versucht meinen Denkansatz nachzuvollziehen.

    Wenn sich jemand also für etwas engagiert und eine Veränderung erreichen möchte, v.a. auf gesellschaftlicher Ebene, kann es meiner Meinung nach nicht schaden, sich mal mit dem Thema “Krieger/innen-Mentalität” auseinanderzusetzen.

    Nach meiner Auffassung ist es unter anderem essentiell, dass das mein Handeln stets im Einklang mit den Idealen steht, die ich vertrete. Auch dann, wenn ich mich verletzt fühle, sei es von Kontrahenten oder vom eigenen Publikum. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass jemandem – mit Dummheit, Starrsinn, Diletantismus oder auch nur Naivität konfrontiert, der Geduldsfaden reisst. Dass jemand sich (auch hier im Web-Forum) angesichts von Spott selbst dazu hinreissen lässt, sarkastisch zu werden.

    Aber in meinem Augen macht es Sinn, sich zu fragen, welche Einstellung und Mentalität letztendlich am meisten Erfolg verspricht.

    Ich kann Sow´s Entscheidung, die Lesung abzubrechen, natürlich auch als “strenge, klare Linie” werten. In meinen Augen hätte es aber auch der Kriegermentalität, wie ich sie mir wünsche, entsprochen, den akuten Sachverhalt als Beispiel für genau das aufzugreifen, dass ich bekämpfen und verändern will. In meiner Erfahrung bedenkt das Leben uns immer wieder mit genau solchen Gelegenheiten, die wir nur meist nicht erkennen. Geduld ist nicht automatisch Schwäche. Ich kann mir damit auch Respekt verschaffen. Und Gehör. Und genau das will ich doch.

    Das heisst nicht, dass ich Sows Verhalten damit verurteile. Dafür kenne ich weder sie persönlich noch die genaue Situation vor Ort zu wenig.
    Generell finde ich, dass sowieso viel zu viel be- und verurteilt wird. Ich kann doch mein Empfinden kommunizieren, ohne gleich den Anspruch zu erheben, es besser zu wissen. Das wirkt auf einen gewissen Teil der anderen immer arrogant und spornt sie nur dazu an, gegen zu halten. Es teilt nur und führt nicht zusammen (Ur-teil).
    Das hören einige Menschen bestimmt nicht gerne, macht es doch eine einfache Sicht der Dinge, eine einfache Unterteilung in gut/böse schier unmöglich.
    Und verdammte Scheiße, ist es nicht bequem und manchmal auch sehr unterhaltsam, die Welt in schwarz und weiß zu pinseln? Bringt uns nur nicht weiter. Ich empfehle, sich in einem extra Raum auszutoben, Satiren haben in meinen Augen absolut ihre Existenzberechtigung.

    In diesem Sinne, ohne zu meinen es besser zu wissen, Paradoxygen

  2. Ach Gottchen, jetzt die Nummer wieder, sag ich mal als “Homosexueller”. Gewalt gegen Schwule gibt es, weil es schwulenfeindliche Stereotype, Filme, Beschimpfungen usw. gibt. Eine analoge Darstellung ist diese Lampe, dieDarstellungen mach nachweislich auch körperlich etwas mit Betroffenen, wie Mobbing halt, und indem Du das verniedlichst und auf Noah und Lantzschi eindrischt und deren Perspektiven und Wut als “Humorlosigkeit” abtust, beförderst Du exakt das Klima, das das ermöglicht, was Du nun anführst. “Ach, hab Dich so, Kleine.” Und dann ran da …

  3. Ging an Malte, und es fehlt ein “nicht”.

  4. @Momorulez
    Nochmal: Die Studentin hat von der Lampe nichts gewusst. Wenn du mich irgendwohin einlädst, und dort hängt ein Plakat, auf dem steht: “Liebe wird überschätzt”, dann liege ich also richtig, wenn ich in die Welt hinausposaune, dass Momorulez Hass sät und die Liebe verachtet, denn ich kann mich ja nicht irren, weil ich der in Berlin weltberühmte Liebesexperte Malte Welding bin, der Tag für Tag gewaltvolle Erfahrungen seiner Leser mit Liebesenttäuschungen erleben und miterleiden muss?

    Aber wir machen hier ja keine Witze, Entschuldigung,

  5. @ momorulez

    Erinnert mich doch stark an:

    “Ich sage noch einmal, dass es keine Anzünderei von Ausländern gibt, und den Satz möchte ich hier nicht noch mal hören. Mit diesem linken Faschistengeschwätz muss jetzt mal Schluss sein. Es gibt tote Türken, es gibt keine Ausländeranzünderei.

    (Zwischenruf Karl Held: „Doch, gibt’s jeden Tag.“)

    Weil Leute darüber so quatschen wie du.”

    http://neoprene.blogsport.de/2007/10/14/karl-held-gegen-gremliza-und-pohrt-konkret-kongress-1993/

  6. Ich glaube Gewalt gegen Schwule gibt es nicht nur deshalb, sondern v.a. aufgrund einer Verunsicherung bzgl. der eigenen weiblichen Seite. Wer versucht, anderen zu verbieten, bestimmte Worte zu benutzen, oder diejenigen öffentlich zu ächten, die sie benutzen, verändert in meinen Augen nur sehr bedingt etwas. Gerade bei denen, von denen Gewalt ausgeht, erreicht man damit so gut wie gar nix.

  7. @malte

    “(…) einen in den USA erst seit wenigen Jahren gebräuchlichen Begriff (…)

    falsch.

    (…) dass also diese Frau als Rassistin hingestellt wird? (…)

    ? es geht nicht darum, menschen als rassist_innen hinzustellen. es geht darum, vermeintliche selbstverstaendlichkeiten kritisch zu hinterfragen. vor allen dingen, wenn dies von menschen gemacht wird, die sich das etikett der anti-rassistischen arbeit auf die stirn kleben.

    ich verstehe deine personalisierten angriffe nicht. ich verstehe dein reaktionaeres gehabe nicht. ich verstehe nicht, warum es fuer dich schlimmer ist, menschen fuer ihr rassistisches verhalten zu sanktionieren (oder, gott bewahre sie rassist_innen zu nennen!1!!), als z.B. einfach mal kritisch und ernsthaft ueber rassistische strukturen in unserer gesellschaft zu reden.

    “(…) Wenn das gewaltvoll und übergriffig ist, dann gibt es keine Gewalt und keine Übergriffe. Diese Vernebelung von Begriffen ist brutale Opferverhöhnung. Überall in Deutschland gibt es Angriffe auf Menschen, weil sie homosexuell sind, weil sie transident oder muslimisch oder sonstwas sind. (…)”

    instrumentalisiere bitte nicht die (gewalt)erfahrungen und kämpfe marginalisierter gruppen für deine argumentation. danke.

  8. Was lernt man eigentlich über Feminismus, Feministen, Nichtfeministen, wenn man solche Blogbeiträge/Blogkommentare liest?

    Wie denken die Diskussionsbeteiligten über ihre Wirkung auf Außenstehende und welche Art von Erkenntnis sollen diese aus dieser Darstellung ziehen?

  9. @Malte:

    Zum einen kann man einen Veranstaltungsort vorher angucken, zum zweiten sabottiert sich eine Veranstaltungsreihe selbst, die so eine Location bucht. Es geht nicht um das Mädel, sondern ein Klima, das bei einer Antira-Woche herrscht. Und um das, was Du da oben geschrieben hast.

    Wo war jetzt was lustig?

    @Paradoxygen:

    Worte referieren ja auf etwas, signalisieren Haltungen, bringen Ängste zum Ausdruck, gesellschaftliche Verhältnisse usw. und haben physische Wirkung. Ich verändere meine Körperhaltung, wenn wer “Schwuchtel” sagt. Und natürlich ändert reine Sprachkosmetik nix, Begriffe wie PoC beinhalten allerdings politische Konzepte.Und besreite, dass schwul irgendwas mit “weiblicher Seite” zu tun hat. Das ist doch selbst Ideologie.

    @xaftershowx:

    Schreib doch lieber das, was wir gerade bei Twiter hatten ;) …

  10. Nadine Lantzsch macht in meinen Augen etwas, das ganz viele von uns machen. Sie vermischt persönliches Empfinden mit dem Anspruch, ein Urteil über die Geisteshaltung und Vorgehensweise anderer fällen zu können, dürfen, müssen. Passiert genau so jeden Tag milliardenfach am Frühstückstisch, auf Arbeit… bezogen auf unsere/n Chef/in, unsere/n Partner/in, etc.

    Super Projektionsfläche.

    Denn wer sie deswegen doof findet, sollte mal in den Spiegel schauen. Aber ich glaube, ich wiederhole mich.

  11. @Malte: Die Studentin hat von der Lampe nichts gewusst, keiner hat von der Lampe gewusst, sie stand wie aus dem Nichts plötzlich da? Es wird bestimmt jemand von denen schon mal dagewesen sein, und die Lampe hat der Cafebetreiber wohl auch nicht extra für die Lesung aufgestellt haben.

    Das Problem ist nicht, dass die Studentin nichts von der Lampe wusste, sondern dass sie (und anscheinend der Rest der Organisatoren) kein Problem damit gesehen haben, und das zeigt sehr schön, jawohl, rassistisches Denken. Die Problematik ist ihnen nicht
    bewusst gewesen, und das ist sehr wohl ein Problem. (Für Leute, die antirassistisch arbeiten wollen, ist es außerdem echt peinlich.)

    Antirassistisch zu sein heißt nicht nur, gegen das Verprügeln von Schwarzen und das Anzünden von Asylantenheimen zu sein. Es heißt auch, sich mit dem eigenen rassistischen Gedankengut auseinanderzusetzen. Das habe ich, das haben wohl die meisten Weißen in dieser Diskussion. Und die Aufgabe von PoC ist nicht, uns dabei das Händchen zu halten.

  12. Beeindruckend. Magda kann ihre Von-Oben-Herab-haltung selbst in fremden Blogs nicht verbergen. Bei der maedchenmanschaft habe ich das ja schon öfter gehört. Aber in einem fremden Blog dem Autor Anweisungen zu geben (“instrumentalisier bitte nicht…”) ist ein wahrlich starkes Stück.

    Ein anderer Gedanke: besonders schön ist übrigens die korrekte, gendergerechte Schreibweise von “Rasisst_innen” – ich finde das echt gut: so fühlen sich die weiblichen Rassist_innen nicht diskriminiert.

    @Malte
    Rein theoretisch ist es so. Aber nur theoretisch. Wie so viele Dinge funktioniert Definitionsmacht nur in die eine Richtung (von unten nach oben). Du als frauenunterdrückender, weißer Heterosexueller darfst sowas nicht.

    Wenn die Definitionsmacht auch auf diesen Bereich ausgeweitet wird und ihr von Nicht-Betroffenden auf jeden Fall folge geleistet werden muss (Wie in diesem Fall: Noah Sow sagt Rassist_in, also ist es so) – dann begebt ihr euch aber auf verdammt dünnes Eis. Eigenes Nachdenken und reflektieren wird dabei nämlich nicht gefördert. Aber irgendjemand hier sagte ja schon: ziemlich deutsch, das ganze!

  13. @ momorulez

    Wenn du schreibst

    “Homophonie ist eine Art Abfallprodukt der bürgerlichen Dressur zum “Ernährer” und “Fortpflanzer”, weil der Kapitalismus diesen Druck braucht, um Lohnarbeit bestmöglich ausbeuten zu können.”

    Dann gebe ich dir recht. Würde aber dennoch betonen: Dieses “Abfallprodukt” wie auch der Rassismus gegen Frauen ist ja das Mittel der Bürgerlichen Gesellschaft und der Zweck selbst ist das was bei der Ausbeutung bei rumkommen soll. Wenn du aber schon von Ausbeutung sprichst, dann scheint das eine gewaltförmige Sache zu sein die da gegen die Leute durchgesetzt wird. Also gegen Malte, wie auch gegen dich oder gegen Nadine (Auch wenn sie das anders sieht) Jetzt noch innerhalb dieser Gewalt alle auf die Stufe einer Form der Ausbeutung zu heben halte ich für zynisch.

  14. Die dargestellte Figur in der Lampe hat doch eher etwas heroisches als sklavisches, oder?
    Ist die Lampe denn so schlimm?

    Ich habe bei einigen den Eindruck, dass sie Frust und Aggressionen kanalisieren, das Anliegen rückt da in den Hintergrund, bzw ist austauschbar. Nadine Lantzschn hatte doch damals im podcast erwähnt, dass sie mal rechtsextrem war, oder? Ja, passt gut ins Bild.
    Es ist so eine Grundhaltung: “Die Welt ist gemein und ihr seid schuld und ich lass euch das spüren”.
    Das ist eben Breivik-style, das ist einfach nicht gut.

  15. Es ist schon sehr hart, wie hier immer wieder die Ebenen durcheinander gewürfelt werden, solange Mann, weiß, heterosexuell nur bloß nicht die eigenen Privilegien hinterfragen und Praxen reflektieren muss.

    Richtig ist, dass nicht alle Menschen die Bezeichnung PoC kennen. Das Problem liegt aber nicht in diesem Umstand, sondern eher in der Tatsache, dass viele sich mit ihrer unmarkierten weißen Position nicht auseinandersetzen müssen. Andere, die nicht von dieser Unmarkiert profitieren können, bleibt da keine Wahl, egal welchen Begriff sie dann letztlich wählen um sich selbstzubezeichnen. Krass genug, dass in dieser Debatte, dann auch immer wieder gerne das N…-Wort gebraucht wird. Natürlich von weißen, denn die haben die Definitionsmacht ja eingebaut gekriegt, quasi. Unsere Gesellschaft sorgt schon dafür, dass alle, die geandert werden, an ihre Grenzen stoßen. Diese Lampe ist für manche also nur eine blöde Lampe, für andere aber eine gewaltsame Erinnerung an die Vergangenheit kolonialer Unterdrückung, die bis heute fortleben darf.

    Richtig ist auch, dass es Gewalt in verschiedenen Formen gibt. Aber wer bist du, Malte, um beurteilen zu können, was als gewaltsame Verletzung für PoC gelten darf und was nicht? Wenn du es trotzdem einfach tust, wie in diesem Blogeintrag und deinen Kommentaren, dann nennt sich das White Supremacy. In diesem Zusammenhang sogar von Opferverhöhnung zu sprechen, ist ja mal super krass!

    Richtig ist auch, dass es sicher nicht in der Absicht der Organisator_innen lag, Noah Sow mit dieser Lampe zu verletzen. Aber anders als du, wollten diese Leute in Fulda aber eine anti-rassistische Veranstaltung machen und sich vielleicht damit auch diesem Feld positionieren. Damit geht dann aber mehr Verantwortung einher.

    Die Verantwortung weißer Verbündeter ist u.a.:
    - dass sie sich der kolonialen Geschichte Deutschlands (wenigstens das als Minimalanforderung) und in der eigenen Stadt, sowie des Fortwirkens kolonialer
    Ausbeutung bis in die heutige Zeit bewusst seid.
    - dass sie sich die alltäglichen rassistischen Unterdrückung in allen gesellschaftlichen und auch Uni-Strukturen, in den Medien und in der Architektur bewusst machen. Auch wenn das erst in der Vorbereitung einen solchen anti-rassistischen Events passiert.
    - dass sie Räume schaffen, in denen PoC grundsätzlich und nicht schon von der Orgagruppe aus, keinen Verletzungen ausgeliefert werden. Dazu gehört auch, zu überprüfen welche Veranstaltungsorte gewählt werden und wie diese ausgestaltet sind.

    und schließlich noch und besonders wichtig:
    Verletzungen passieren trotzdem, und ja, sie sind in den seltensten Fällen intendiert. Das macht es aber in keinem Fall besser!!!

    Keine Sorge, du musst dich mit diesen Anforderungen an Verantwortung nicht auseinander setzten: Du willst ja auch kein Anti-Rassist sein.
    Aber anderen, die nicht so beratungsresistent sind, sei der Text von Tami ans Herz gelegt.
    http://www.whattamisaid.com/2009/11/when-allies-fail-part-one.html

    Und ja, die eigenen Praxen zu reflektieren tut weh, aber nicht, weil dir die Geanderten in die Fresse hauen, sondern weil sie dich auf deine Privilegien stoßen!
    Das sollten so gestandene Männer, wie sie sich hier rumtreiben, schon abkönnen, ohne sich dabei selbst zum Opfer von PoC oder Feministinnen machen…
    Und ja, es bedarf hier der Entscheidung für eine Seite: Willst du die Angriffe der Weißen entschuldigen oder dich vor/hinter die Unterdrückten stellen. Wenn das schon radikal ist, dann frage ich mich ernsthaft, wo wir in dieser neuen tollen freien Internetwelt eigentlich hin wollen?

  16. @ Malte

    ” I get where you comin´ from”

    Du willst zu einem unverkrampfteren Umgang mit dem Thema Rassismus aufrufen. Aber auch in meinen Augen schießt Du dabei etwas über das Ziel hinaus. Weil Du Dich lustig über Menschen machst, Dir ein Urteil über ihren scheinbar “verkrampften” Ansatz machst. Aber Du weißt nicht, woher der kommt. Mir würde es mehr gefallen, Du würdest einfach diese Frage stellen.

  17. Martin ist dann wohl der mit der Strähnchenfrisur. Viel Spaß.

  18. @DoDieZweite
    Demnach dürfte man das Handeln und Denken von überhaupt niemandem beurteilen. Weil niemand die gleichen Voraussetzungen hat. Aber dennoch machen wir es. Und das ist auch solange kein Problem solange es keine Konsequenzen hat. Und in diesem Fall kann es Noah Sow absolut egal sein wie Malte ihr Verhalten findet. Also ist es überhaupt kein Problem!

  19. Um mal aus einem recht unbedarften Standpunkt heraus zu argumentieren:
    In meinem Weltbild gehört die Verbesserung der Realsituation und der Wahrnehmung von Frauen, Homosexuellen und Menschen, die nicht dem “lokalen Standard” entsprechen, sprich für Europa Menschen mit anderer Hautfarbe und auch Behinderte, zusammen. Die Rechte von Schwächeren stärken, ihre Wahrnehmung in der Gesellschaft von Einzelpersönlichkeiten, nicht von äußerem Anschein oder Sexualität abhängig machen. Die Konzentration auf Einzelaspekte davon als alleiniges Leitmotiv erscheint mir einfach nicht sinnvoll, weil es dazu verleitet einen Tunnelblick zu entwickeln und blind für Seitenaspekte zu werden. Menschen, die offensichtlich nur an ihre eigenen Probleme denken, kritisieren also Menschen, die offensichtlich nur an ihre eigenen Probleme denken. Soetwas mag ich nicht ernst nehmen.

    In diese Falle tappt auch Noah Sow, was schon bei der rein optischen Lesbarkeit ihres Blogs deutlich wird. Wegen Augenschmerzen habe ich, als normal sehender Mensch, das Durchforsten der dortigen Kommentare schnell aufgegeben.

    In der Sache sehe ich es ähnlich, wie im ersten Kommentar bei Noah Sow beschrieben: Es wäre wesentlich eloquenter gewesen, die Lampe als Anschauungsmaterial zu nutzen. Dabei hätte sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Sie hätte den dortigen Studenten den “Antiras-Sticker” vor Publikum von der Stirn reißen UND jenem Publikum ihre Botschaft näher bringen können.

    So hat sie leider nur ein paar Blogger aufgescheucht.

  20. @Teo Das war auch meine erste Reaktion nach der Lektüre von Noahs Blog: Ich hätte bei der Lesung mit der Lampe gearbeitet, talk about Steilvorlage. Der Text von Nadine hat mir gezeigt: Ich habe keine Ahnung davon, was es heisst, in Noahs Haut zu stecken. Und auch wenn ich meinen Teil an Diskriminierungen in meinem Leben erfahren habe, weiss ich nicht, wie es ist, ständig mit solcheb Lampen, rassistischer Sprache ect konfrontiert zu werden. Im Ergebnis geht es mich wirklich gar nichts an, wie Noah mit dieser Situation umgegangen ist. Alle, die sagen, das hätte ich anders gemacht, sollten sich mal vorstellen, das waere die 1000ste Lampe. Ich werde jetzt mal ihr Buch lesen, sicher lerne ich noch etwas.

    Zum Text von Malte: Mir ist nicht klar, was Dein Problem war, Form oder Inhalt. Zur Absolutheit von Nadines Beurteilungen: Das ist das Privileg der Jugend, was Du ja schenbar auch für Dich in Anspruch nimmst.

  21. @ Malte / zum Gewaltbegriff

    Gehört die Wikipedia eigentlich auch zum feministischen-akademischen-Eflenbeinturm?

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gewalt

    Ich konnte die jedenfalls ganz ohne Studium bedienen.

    Und außerdem: die anderen Betroffenen dieses Vorfalls haben sich auch schon (u.A.) zu Lampe geäußert:

    http://asta.hs-fulda.org/news/veranstaltungen/685-ausgefallen-lesung-mit-noah-sow

    Vielleicht magst Du das auch zur Kenntnis nehmen und denen nicht auch noch vorschreiben was sie zu denken haben?

  22. Malte,

    Sich vor einer Veranstaltung nicht über den Veranstaltungsort zu informieren ist an sich schon unprofessionell! „Ich kannte den Laden nicht“ ist keine Entschuldigung, es macht alles nur noch schlimmer.
    Ich verstehe auch nicht, warum sich dauernd alle an einem Begriff aufhängen, dessen Nichtkennen Noah Sow erst noch hingenommen hat.
    Gewalt und Übergriffe geschehen nicht nur auf körperlicher Ebene, auch auf sprachlicher oder in den Dingen, die in einem Rauem sind.
    Das Gegeneinanderausspielen verschiedener Gruppen, die alle von Diskriminierung und Gewalt betroffen sind ist Verhöhung der Arbeit aller dieser Gruppen.

  23. man kann versuchen, menschen zu erreichen. und man kann sich auf seinen ärger, oder den anderer, konzentrieren.

    frau auch.

    .~.

  24. @Cassandra
    Klick ruhig mal ein wenig herum in dem von dir verlinkten Artikel. Da gibt es zum einen den engen Gewaltbegriff. Und dann den weiten, unter den auch strukturelle Gewalt fällt. Und in dem Artikel zur strukturellen Gewalt heißt es dann:
    “So argumentierte auch Herbert Marcuse, wenn er betonte, dass es für unterdrückte Minderheiten ein Naturrecht auf Widerstand gebe: Wenn diese Minderheiten Gewalt anwendeten, so begönnen sie keine neue Kette von Gewalttaten, sondern zerbrächen die etablierte. Hierin wird deutlich, dass der Begriff der institutionalisierten Gewalt impliziert, dass eine Überwindung der beschriebenen Zustände im Wege der inneren Reform nicht möglich ist. Wenn die strukturelle Gewalt den kritisierten Gesellschaftsformen wesenshaft inhärent ist, so bedarf es eines revolutionären Prozesses, um sie aufzubrechen.

    Dies war beispielsweise auch eine zentrale Legitimationsstrategie der RAF, die revolutionäre Gewalttaten stets mit der vorgängigen „Gewalt des Systems“ rechtfertigten, wobei sie selbst definierte, was als „Gewalt des Systems“ zu gelten habe.”"

    Und exakt so wie die Diskussionen in der RAF sich in immer wirreren Schleifen wanden, so verzwirbelt auch die Subkultur der akademischen Genderologie. Der Andere ist im Zweifel immer Faschist. Juchee.

  25. @Marieken: Damit stellt sie allerdings persönliche Befindlichkeiten über die Sache. Ich möchte damit nicht sagen, dass die Lampe verletzend wirken kann und dass man auch nach der 1000. Lampe nicht immer noch davon angerührt sein darf, aber wer sich gegen Gewalt wehren will und im Angesicht einer Stehlampe das Handtuch wirft und den Ring verlässt, der wird arge Probleme haben seinen Kampf je zu gewinnen.
    Auch die Unprofessionalität der Veranstalter, mit der man in gewissem Umfang bei Amateuren, wie es Studenten nunmal in der Regel sind, rechnen muss, ist keine Entschuldigung.

  26. Vielleicht sollte man noch dazu sagen, dass solche Lüsterknaben in der Renaissance aufkommen, also lang vor dem Kolonialismus, und es sich dabei um Sklaven gehandelt hat. Man fand das putzig. Würde Nadine Lantsch also noch ein wenig weitergehende Diskriminierungsstudien empfehlen. Da geht noch was_Innen.

  27. @Malte

    ach so, dann ist der Begriff der strukturellen Gewalt natürlich völlig unbrauchba… nein, Moment, was?

    Meinst Du das wirklich ernst?

  28. @Teo Ja das klingt super, kämpfen bis zum umfallen, kennt man ja aus Kinofilmen und so, und wer das nicht muss, stellt dann ihre Entscheidung in Frage, diese “Runde” mal auszulassen. Sorry, aber daran möchte ich nicht teilnehmen.

  29. Ich stehe bei solchen Vorfällen und Diskussionen immer etwas staunend und weinend nebendran.

    Weil ich beide Seiten verstehen kann, die eigentlich nicht mal so sehr unterschiedliche Seiten sind.
    Zum einen direkt Betroffene von Diskriminierungen, die sich in der Regel irgendwann nicht mehr in der Lage sehen, all die Scheiße zu ertragen und dementsprechend dünnhäutig reagieren. Das ist ihr gutes Recht, ich bin selbst recht empfindlich, was bestimmte Themen angeht.
    Dennoch wäre der Sache manchmal auch gedient, wenn nicht jedes Individuum als Repräsentant einer Rasse, eines Geschlechts, einer Musikrichtung etc. angesehen wird.
    Seien es Antideutsche, Antirassist_Innen, Feminist_Innen und sonstwas: Wer Recht hat, erreicht auch ohne Geschrei manchmal was. Nicht, dass Radikalität irgendwie schlimm wäre, aber hie und da ist ein unradikaler oder nüchterner Ton viel radikaler, weil man mehr erreicht. Nicht jedes Widersprechen ist rassistisch, nicht jede Meinung ist der Weisheit letzter Schluss, man muss nicht immer Fehlerfreiheit erwarten.
    Und vor allem muss man nicht bei absolut allem gleich die ganz große Keule schwingen. Ich meine das nicht zu diesem Vorfall jetzt, ich weiß zu wenig, um da was sagen zu können.
    Es besteht aber ein Unterschied, ob man “man” sagt oder schreibt, weil “mensch” subjektiv nicht so gut klingt oder ob man partout nicht einsieht, dass “Neger” ein rassistisches Wort ist, von härteren Dingen ganz zu schweigen.
    Dementsprechend wäre es ja nur konstruktiv, auch unterschiedlich zu reagieren.
    Für mich persönlich ist das zumindest Unangenehmste, so hart angegangen zu werden, weil ich mich beispielsweise erdreiste, bei Hitze mein T-Shirt auszuziehen, oder mich ungern auf meine Hautfarbe reduzieren lasse. Zumal ich ziemlich viel an der Analyse des Weltzustands teilen würde.

    Dieser Ton hindert auch leider sehr oft den Erkenntnisgewinn. Denn der Kern der Sache wird in der Regel verfehlt. Aus “Lasst uns versuchen, gemeinsam etwas zu erreichen gegen die große Scheiße” wird “Nur wennn ihr alles genau so macht wie ich, kriegt ihr einen Ausweis von mir ausgestellt, der wieder entzogen wird, wenn ihr nicht mehr nach mir und mir nachredet”.

    Und auf der anderen Seite Leute, die eigentlich das Problem genauso sehen, bei der Lösung desselben aber einen anderen Weg versuchen. Weil sie das Privileg genießen dürfen, in der Regel nie Minderheit gewesen zu sein. Und daher nicht so dünnhäutig sind.

    Dabei entsteht dann meistens irgendwo die Reibung, weil man sich nicht einig wird in der Ausdefinierung des Weges, der aus dem Problem (Benachteiligung von XY, äh XX z.B.) führen soll.
    Z.B. Humor: Was darf man, was nicht? Humor hat Grauzonen und das klappt manchmal nicht, weil man mit etwas Mutwilligkeit auch Böses verstehen kann.

    An dieser Stelle ist mir die Lust ausgegangen, zu schreiben. Daher fehlt auch eine Pointe.

    Und am Ende hassen sich alle. Und ich bin ein wenig traurig.

  30. TheGurkenkaiser

    @Teo
    nur mal ganz kurz: dein Standpunkt ist wirklich außerordentlich unbedarft. Es fängt ja schon an wo man völlig Anführungszeichenfrei was von “Menschen mit anderer Hautfarbe” schwadroniert. Welches Denken steht dahinter? Weiß als standardeinstellung, die “anderen” als Sonderfall. Sorry, das war ein Fehlstart.

    Daran kann man was sehen – ich sag’s mal so: Das normale Alltagswissen kann nicht der Ausgangsspunkt für eine Rassismusdiskussion sein. Denn das Alltagswissen, der “gesunde Menschenverstand” (etc.) sind genau das Problem, sie sind mit Rassismen durchsetzt. Dieses Alltagswissen muss Gegenstand der Untesuchung und der politischen Arbeit sein. Und deshalb ist die Sprache so wichtig, denn in ihr äußert sich das Wissen natürlich.

  31. @Don Alphonso: Soo viel älter als der Kolonialimus scheint mir die Renaissance nicht: “Als Kolonialzeit bezeichnet man heutzutage gemeinhin die Epoche des neuzeitlichen Kolonialismus, der mit dem Übergreifen von Portugal und Kastilien/Spanien auf Afrika und Südamerika gegen Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts einsetzte(…)”, schreibt wikipedia. Und an anderer Stelle: “Die Anfänge der Renaissanceepoche werden im späten 14. Jahrhundert in Italien gesehen; als Kernzeitraum gilt das 15. und 16. Jahrhundert.”

    Aber abgesehen von solchen historischen Haarspaltereien kann ich nachvollziehen, dass Frau Sow nicht im Beisein dieser N-Wort-Funzel lesen mochte. Was nun den Furor von Frau Lantzsch angeht, hmja, jede(r) wie er meint zu müssen…

  32. @Mark: Der Don meint das vermutlich im Vergleich zum deutschen Kitschkolonialismus, mit Platz an der Sonne, Mohrenköpfen, Negerküssen und anderem Großdeutschen Quark.

  33. Ich finde auch die Organisatorinnen sollen sich bei der Autorin entschuldigen, damit die antirassistische Arbeit weitergehen kann. Jetzt müssen ja alle denken, daß an den Universitäten Rassisten die Herrschaft an sich gerissen haben. Man sollte vielleicht auch bald einen neuen ASTA wählen, damit der Schaden begrenzt bleibt. Und die Lampe muss wirklich weggeworfen werden, sonst passiert sowas nur wieder, wer hat die denn gespendet, vielleicht kann man das herausfinden und denjenigen oder diejenige auffordern, sich zu entschuldigen?

  34. Warren G. Harding

    @momorulz

    “Mädel”? In einer Diskussion über die Gewalt gegen PoC mit einem Begriff aus der LTI um sich zu werfen, das erfordert schon ganz dicke Eier!

  35. http://de.wikipedia.org/wiki/Sprache_des_Nationalsozialismus#Besondere_Merkmale

    Momo: Vielleicht lernst du ja was daraus.

  36. Hallo Warren, was ist denn PoC, ich lese das hier die ganze Zeit, aber ich kenne die Abkürzungen nicht, LTI kenne ich auch nicht, sorry, falls das schon mal erklärt wurde.

  37. Warren G. Harding

    Melanie, schon der weiße und rassistische Aufklärer Kant sagte: “Versuche, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen”. Wo der nicht ausreicht, da nutzt mensch Google.

  38. @TheGurkenkaiser
    Dort fehlt natürlich ein “als der weißen”. Ich denke, auch du siehst am Rest der Beschreibung meiner Ansichten, dass es mir vor allem auf die Vermeidung von Generalisierung ankommt. Ich bin derzeit keiner der von mir genannten Gruppen zugehörig, also natürlich immer leicht abzustempeln. Ich bin auch kein Aktivist oder sonstwas. Ich bin Laie, der durchaus versucht sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Ich kann mir auch vorstellen einmal behindert zu sein oder in Zukunft homosexuelle Neigungen entwickeln. Deshalb halte ich die Betrachtung jedes Individuums unabhängig seiner äußeren Merkmale für wichtig.
    Der, auch von Malte kritisierte, elitär wirkende Zeigefinger verschreckt viele Menschen einfach zu sehr, als dass sie viel Verständnis für das jeweilige Anliegen vorbringen könnten. Verkopfte Argumente verkopft vorzutragen und den Leuten zu erzählen, was sie alles falsch machen und dabei zu hoffen, dass man die breite Bevölkerung erreicht, kann doch gar nicht funktionieren.

  39. Ich glaube, in dem Kontext, in dem Momo Mädel benutzt, würde ich es auch benutzen. Übertreibt mal nicht. (wo jetzt schon alle Herrenhengste hier aufgeschlagen sind)

    Whiskey Tango Foxtrott

  40. Ja, Melanie, und die Eltern von demjenigen oder derjenigen, die die Lampe gespendet hat, die sollten sich auch dafür entschuldigen, dass, und das kann man wohl ohne Übertreibung sagen, jetzt alle im Universum denken, dass an allen Universitäten Rassisten regieren. Aber die Großeltern müssen sich nicht mehr entschuldigen, das wäre albern. Die Lampe dagegen sollte vor Gericht gestellt werden und ihr Erbauer sollte sich zur Strafe 18 Stunden als weiß angemalte lebende Statue in die Fußgängerzone stellen. Dann wären wieder alles gut.

  41. Warren G. Harding

    “Ich kann mir auch vorstellen einmal behindert zu sein oder in Zukunft homosexuelle Neigungen entwickeln.”

    Ach, das kannst du dir vorstellen. Na, dann ist ja alles in Butter! Das Schlimmste ist, dass dir vermutlich nicht mal klar ist, was für eine chauvinistische Supremacy-Kacke du hier gerade an den Tag legst!

  42. Warren G. Harding

    “Ich glaube, in dem Kontext, in dem Momo Mädel benutzt, würde ich es auch benutzen. ”

    Und dein Anspruch darüber zu entscheiden, wann ein Begriff tolerabel ist und wann nicht, leitet sich woraus genau ab?

    Ich sehe da gerade keinen Unterschied zwischen dir und den Männern hier, die meinen die Lampe wäre nicht so schlimm und die PoC sollten sich nicht so anstellen.

  43. Aber man kann doch die Lampe jetzt nicht einfach da stehen lassen, dann gibt es nur wieder solchen Ärger .

  44. @Warren G. Harding Wäre es besser, wenn ich mir nicht vorstellen könnte anders zu sein als derzeit? Bin ich nun privilegiert, wie es immer wieder behauptet wird, darf mir dessen aber nicht bewusst sein? Oder bist du es, der ein Werturteil in meine Ausführungen hineindenkt?

  45. Momo schrieb: “Es geht nicht um das Mädel, sondern ein Klima, das bei einer Antira-Woche herrscht. Und um das, was Du da oben geschrieben hast.”

    Das ist eine gebräuchliche Wendung für Mädchen mit regionalem Bezug.

    http://de.wiktionary.org/wiki/M%C3%A4del

    Er leitet sich, mein Anspruch, immer aus den Kontexten heraus ab.

  46. Warren G. Harding

    @Teo: Ja, das wäre besser. Dann würdest du nämlich die Tatsachen anerkennen. Sich hinstellen und so zu tun, als könne man sich in eine andere Gruppe hineinversetzen, ist pures Herrenmenschendenken und vollkommene Anmaßung. Du kannst dir vorstellen behindert oder schwul zu sein? Mit allen Alltagsdiskriminierungen, die es dabei gibt? Dann bist du besser als ich, ich nehme mir das nämlich nicht heraus.

    @heike: Lies mal Klemperers LTI! Der hat mit der Kontext-Ausrede schon direkt nach dem Krieg aufgeräumt. Von den Nazis besetzte Begriffe weiterzuverwenden heißt kontextungebunden Naziideologien gesellschaftsfähig zu halten. Lies mal was Gurkenkaiser oben zur Sprache geschrieben hat und denk mal drüber nach!

  47. Herr Gesangsverein

    Also ich würde ja gerne bei dem Thema mit einsteigen, bzw. durchsteigen, aber WTF! is PoC? Point of Contact? Ports of Calls? Pures Organisiertes Chaos? Oder doch die Post colonial studies?
    Und: Ist mit LTI das “Notizbuch eines Philologen” gemeint? Viktor Klemperer?

  48. Das ist schon ganz ziemlich hart. Lauter chauvinistische Supremacy-Arschlöcher, getarnt als liberale, nachdenkliche, liberale Mitteleuropäer, man könnte ihnen fast auf den Leim gehen, aber ihre Ignoranz demaskiert sie, denn wenn sie googeln könnten, hätten sie ja unschwer folgendes herausgefunden:

    1. POC (Schwedischer Helmhersteller)
    2. Proof of Concept (Wikipedia-Artikel)
    3. POC (Wikipedia-Abkürzungserklärung)
    4. Professional Organizers in Canada
    5. Physical Optics Corporation
    6. Porsche Owners Club
    7. diese tolle Liste: http://www.acronymfinder.com/POC.html

    Letztgenannte Liste ist echt unterhaltsam, da ist schon Punkt 8 unser Volltreffer, während die Wikipedia-Liste etwas länger braucht, da muß man vorher 17 andere Definitionen in Erwägung ziehen und verwerfen.

    Leute! Habt ihr alle einen Knall? Es ist eine simple Wahrheit, daß die Haltung gegenüber Menschen und der Menschheit sich daran zeigt, wie man sich Individuen gegenüber verhält. Es ist eine weitere simple Wahrheit, daß der Tonfall nicht einfach nur Beiwerk ist, sondern Ausdruck einer inneren Haltung. Und hier sehe ich gerade, wie Menschen, die ALLE das gleiche wollen, nämlich daß Menschen eben primär als Menschen betrachtet werden und nicht als Träger einer Hautfarbe, eines Migrationshintergrundes oder einer Behinderung, anderen Menschen in äußerst ungehörigem Tonfall über den Mund fahren, sich gegenseitig belehren und beschimpfen, und zwar in einem Tonfall, der aufs Traurigste zeigt, daß es hier an einer ganz prinzipiellen Sache mangelt, nämlich der Sache, um die es eigentlich geht, nämlich: Respekt vor Menschen.
    Man möchte sich ernsthafte Sorgen über den Zustand der Menschheit machen. Haltet ein! Seid nett zueinander! Ja, genau: Nett! Wer nicht weiß, was PoC bedeutet, den kann man auch einfach mal in freundlichem, non-patronizing Tonfall darüber aufklären, anstatt ihn zu beschimpfen oder zu belehren. Wer versucht, sich in die Lage von Behinderten oder Schwulen hineinzudenken, ist deswegen noch kein Arsch, zumindest besteht eine gewisse Chance, daß er keiner ist. Müssen denn erst ein paar echte Nazis ankommen, damit ihr euch daran erinnert, wo der Feind steht? Ihr spielt das dämliche alte Spiel der spaßbefreiten Linken, die sich selbst zerfleischt. So wird das nie was mit der Rettung der Welt vom Bösen jeglicher Couleur (darf man das so sagen?) Hugh, ich habe gesprochen (sorry, das ist wahrscheinlich auch unkorrekt). Und jetzt kommt bestimmt gleich jemand und klärt mich darüber auf, daß das alles nicht so einfach ist, weil ich davon ausgehe, daß das Wort “Wort” einfach soviel wie “Wort” bedeutet, und das allein ist ja schon rassistisch. Legt los. Ich bin bereit.

  49. Herr Gesangsverein

    Ok, gewonnen. LTI ist demnach klar. Ein Blick nach oben zur rechten Zeit wirkt manchmal wunder. Aber PoC?

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