Schnellschüsse


13
Nov 11

Wenn Terror keinen Schrecken verbreitet

Man muss sich das einen Moment vorstellen: Der Vater, der Mann, der Bruder, der Freund wird ermordet. Und dann gibt es niemanden, der das getan hat. Es gibt keinen Grund, keine Erklärung. Es ist eine Gottverlassenheit, die über den Verlust selbst noch hinaus geht.
Nun, da die Morde geklärt sind, fehlt immer noch der Täter. Der ist tot. Es gibt vermutlich so etwas wie eine Motivlage, aber Grund und Erklärung – die gibt es nicht. Neun Menschen sind ermordet worden, sind aus dem Leben ihrer Familien gerissen worden, einfach so. Aus Hass.
Und wir haben nichts gemerkt. Wir wussten von dem Hass, aber wir haben ihn nicht recht ernst genommen. Wir haben uns für die Nazis geschämt, wir haben uns von ihnen distanziert, aber wir haben nicht begriffen, dass sie unsere Feinde sind.
Was uns vor einigem bewahrt hat.
Man muss sich das einen Moment vorstellen: Der Staat nimmt eine Terrorserie wahr, die aus dem Nichts kommt, er sieht eine Bedrohung, die er nicht kommen sieht. Er weiß nur, dass die Täter deutsche Terroristen sind. Wie wäre das Innenministerium damit umgegangen? Die vergangenen zehn Jahre war jeder verdächtig, der Muslim war, besonders verdächtig waren unauffällige Muslime. Wären nun besonders unauffällige Deutsche verdächtig gewesen?
Dieser Terror blieb ohne Schrecken, weil wir ihn nicht wahrgenommen haben. Das totale Versagen unserer Sicherheitsbehörden, die an Mittäterschaft grenzende Unbedarftheit der Ermittler – unser Segen.
So wurde das Leiden privatisiert, das Leben ging weiter.
Terror braucht Presse. Jetzt, da sie da ist, werden wir was erleben.


20
Okt 11

Das Originalskript der Rede von Hans-Peter Uhl (Auszug)

Das Land wird mit Sicherheit von Beamten regiert, ja gut – und da wissen wir ja alle, dass da nicht immer sooo genau hingesehen wird.
(Lachen abwarten)
Aber wo bleibt das Menschliche?
(unter Umständen hier Metapher einfügen)
Der Verkehr wird von Ampeln geregelt, im Flugzeug haben die Bitte-Anschnallen-Leuchten das Sagen, im Staudamm der Stau ….
(Lachen abwarten)
im Meer die Bojen und in Bayern halt das Landratsamt Oberschaffenhausen,
(hier ruhig etwas Verve), ja Kruzifixtürken, wenn der Hoeneß beim FC den Balljungen ins Tor stellen tät, dann tät da halt der Balljunge halten.
Und wie wir den Hoeneß kennen, er tät das auch ganz ordentlich machen, ja seien wir doch mal ehrlich.
Im Internet, da wurde vor kurzem einer alten Frau ihr Pudel gestohlen! Ihr Pudel!
Soll da der Kriminalobermeister sagen: „Ja schön, gnädige Frau“ (obwohl sie natürlich a Trutschn is, a leidige, aber in Bayern hat man eben noch einen Anstand – (vielleicht aufheben fürs Bierzelt)), aber da kaufen Sie sich wohl besser einen neuen Pudel, uns sind da die Hände gebunden, wegen die Piraten aus Berlin?“
Ja soll denn die Frau pudellos sterben wegen ein paar Chaoten aus einer Stadt, wo sowieso jeder auf die Straße macht, ob Hund oder Türkenkind?
Da haben ja nicht einmal die Ampeln alle Kameras.
Wenn Sie meine Damen und Herren, in Berlin vom Reichstag aus Richtung das Judendenkmal gehen, aber das ist vielleicht ein Slalom, da können Sie hier aber sauberer vom Flughafen, also wenn man das mal vergleicht von den Dimensionen, Berlin ist ja kaum viel größer, aber was den Dreck angeht, meine Mutter sagt immer: „Junge, bleib sauber“, aber da kann ich meine Mutter beruhigen: Ich hab nämlich gar kein Internet.
(Applaus abwarten, vielleicht verneigen)


(via)


14
Okt 11

Brot statt Böller

Ich habe einmal den ehemaligen NATO-Generalsekretär in den Operationssaal gerollt. Manchmal habe ich auch andere kleine Dienstleistungen in seinem Krankenzimmer erledigt.
Ich war gerade 19 Jahre alt und meine Welt also wohlsortiert. Der Generalsekretär der NATO nahm dort ungefähr den Platz ein, den Darth Maul im Star Wars-Universum einnahm, er hatte bloß nicht so beeindruckende Zähne.
Der Generalsekretär der NATO hatte Krebs im Darm, zwei Leibwächter passten darauf auf, dass niemand ihn vorzeitig tötete und alles, was ihm blieb, war große Höflichkeit.
Die meisten Menschen, die unter Schmerzen dem Tod entegen gehen, sind sehr freundlich, der Generalsekretär der NATO vermittelte darüber hinaus eine Wärme und eine Güte, dass man ihn eher für den Generalsekretär der UNO oder den Geschäftsführer von MISEREOR hätte halten können.
Einge Tage nachdem ich ihn in den Operationssaal gefahren hatte, war er tot, die Leibwächter räumten das Zimmer, und der nächste Patient zog ein, um zu sterben.
Lebendig verließen nur wenige die Krebsstation der inneren Medizin, der Krebs ist Kommunist, er interessiert sich nicht, was man früher einmal gemacht hat, die Ärzte operieren nicht sorgsamer, weil man mal ein hohes Tier war.
Es gab ein paar Meldungen in den Zeitungen, als der Generalsekretär der NATO starb, die Räder standen nicht still, er war schon ersetzt worden, und war allgemein nicht sehr beliebt, er hatte eigentlich nie eine besonders gute Figur gemacht im Fernsehen.
Nun ist Steve Jobs tot, wir kennen ihn nicht und vielleicht sind wir ungeheuer oberflächlich, wenn wir seinen Tod bedauern. Denn schließlich muss dieses Bedauern bedeuten, dass wir gegenüber hungernden Kindern in Afrika gleichgültig sind. Entweder Milliardär oder Bettler, unsere Sympathien sollten klar verteilt sein.

Es ist kein Wunder, dass Bilder herumgehen mit größeren Philanthropen, deren Tod in keiner Zeitung stand, die dem Milliardär gegenüber gestellt werden, der nur an sich und hübschere Rechner dachte, denn wir sind mit einer Brot statt Böller-Ethik aufgewachsen.
Für jede Rakete, die ich Silvester abfeuere, bekommt ein Kind einen Laib Brot nicht, wenn ich lache, verhöhne ich das Leben selbst, denn wer könnte lachen angesicht von Landminen und Giftgas?
Es ist tatsächlich möglich, ein Macbook zu haben und für Ärzte ohne Grenzen zu spenden, es ist sogar nicht einmal unwahrscheinlich, dass Macbookbesitzer mehr spenden als rechnerlose Menschen, und in einer geistig-moralischen Wende möchte ich behaupten, dass nicht einmal ein vager Zusammenhang zwischen hungrigen Kinderbäuchen und asketischen Milliardärskörpern besteht.
Dieser Zusammenhang besteht im Fernsehen oder auf einem Bild im Internet. Dann scheint es ganz offensichtlich: Seelenlose Weiße verdrücken Krokodilstränen für einen ihrer Führer, während unter ihrern übergewichtigen Füßen ein Planet zerstört wird. Aber vielleicht können wir das: Traurig sein, weil ein Mensch stirbt, den wir nicht kennen. Weil wir ahnen, dass er nicht anders gestorben ist als die Menschen, die wir kannten. Höflich und ängstlich und Trost suchend.
Und vielleicht können wir sogar traurig sein wegen der namenlosen Kinder und trotzdem Chips essen und lachen, so wie wir Chips essen und lachen kaum ein halbes Jahr, nachdem der eigene Neffe gestorben ist oder der Cousin oder sonst ein vertrautes Gesicht.
Wir sind dann eben doch Menschen und keine Avatare, wir teilen einen Planeten recht unfair auf und wissen das und leiden dran und wir leben unser Leben ungeheuer invdividuell und sterben recht gleichförmig.
Kaum jemand ist Gandhi, selbst der süßeste sterbende Fratz kann einmal ein ziemliches kleines Arschloch gewesen sein, das nicht einmal hübsche Rechner entworfen hat. Ich möchte trotzdem nicht, dass er stirbt, der kleine Taugenichts.


27
Sep 11

Das ist eine Kostenloskultur!

Wenn es Wasser in Flaschen gegeben hätte, bevor man die Möglichkeit hatte, es durch Leitungen direkt in jeden Haushalt zu pumpen (und das zu einem Bruchteil des bisherigen Preises) – hätte dann die Wasserindustrie nicht auf jeden Fall diese Entwicklung als den Untergang der Zivilisation gegeißelt? Wenn Wasser gar nichts mehr Wert ist – wie kann denn dann eine Kultur Bestand haben? Muss nicht knapp gehalten werden, was uns etwas bedeutet? Am Ende gießt man mit dem kostbaren Nass noch Blumen oder bittet die Nachbarin zum Bade!


26
Aug 11

Der Lahm, die Schwuchtel, die Ecken, die Kanten

Philipp Lahm hat ein paar Dinge geschrieben über seine bisherigen Trainer. Rudi Völler habe kaum trainieren lassen, Klinsmann habe sich nicht um Taktik gekümmert, Magath die Spieler in völliger Verunsicherung belassen, van Gaal sei unbelehrbar gewesen.
Vom Überraschungsgehalt sind diese Aussagen ungefähr in der Liga der Behauptung in einem politischen Lehrbuch, Adolf Hitler habe gern mit Schäferhunden gespielt und einen Bart getragen.
Und doch bebt der fußballinteressierte Teil der Republik. Was ist geschehen?
Boys gone wild, wie immer.

Es lohnt sich, gegen seinen eigenen Instinkt zu handeln, und ins Forum von Spiegel Online zu gehen. In der Rubrik Sport kann man dort sehen, wie groß die Abneigung gegen die heutige Spielergeneration ist. Würde dort die deutsche Nationalmannschaft aufgestellt werden, dann wäre Frings immer noch am Start, Ballack sowieso, und Trainer müsste eigentlich Stefan Effenberg sein. Oder Lothar Matthäus.
Weil das noch Typen waren. Männer mit Ecken und Kanten.
Der allgegenwärtige Vorwurf an Löw ist dort: Der ist eine Schwuchtel und stellt nur seine kleinen Jungs auf. Das liest sich für einen geistig gesunden Menschen so, als würde jemand im Politikteil einer Zeitung behaupten, Angela Merkel habe Ursula von der Leyen nur zur Ministerin gemacht, weil sie mit ihr schlafen wolle, aber im Fußball ist der Irrsinn eben traditionsgemäß das Normale.

Führungsspieler brauche man, gibt Oliver Kahn, der von Jogi Löw und Jürgen Klinsmann, der Boygroup, erdolcht worden war, weil er nicht in ihr gemeinsames Beuteschema passte, das Niveau der Debatte vor, worauf alle finden, das stimme, und zwar exakt bis zu dem Zeitpunkt, an dem eine der kleinen Schwuchteln dann wirklich einmal eine Meinung hat.

Nun ist diese Meinung nicht besonders originell. “DFB-Elf zu grün für Topteams” schrieb der Spiegel 2003 nach einem Testspiel gegen Italien. Kapitän der Mannschaft war Führungsgrimasse Oliver Kahn, der offensichtlich nicht verhindern konnte, dass seine Mannschaft “konfus” (so der Spiegel) spielte.
Führung hatte Kahn indes gezeigt: vor dem Spiel. Die Süddeutsche schrieb damals in der Vorberichterstattung, dass eine konstante Entwicklung kaum möglich sei. Ständig gebe es Absagen, trainiert werde kaum, aus Sorge vor noch mehr Verletzungen.

“Darüber hat sich nun auch Kapitän Oliver Kahn Gedanken gemacht (auf dem Bett seines Zimmers liegend, wie er erzählte), und das Resultat dieser inneren Einkehr erzeugte eine allgemeine Unzufriedenheit, die er in einem ebenso allgemeinen Appell an die Beteiligten formulierte. Kahn äußerte die Überzeugung, man müsse die Misere als “philosophische Frage” angehen, woraufhin er sich dann in Schwung schimpfte über “Absagen wegen fadenscheiniger Gründe” und über Kollegen, die nicht zum Länderspiel erscheinen, “weil der Zeh im linken Fuß weh tut”.”

Das ist Führung, gar keine Frage. Ein Aufruf, auch mal verletzt zu spielen, die Unterstellung, zu simulieren: Und dann mit dem wackeren und untrainierten Haufen schwindelig gespielt werden. Vielleicht wäre ja zumindest mal ein System nicht schlecht gewesen. Das sagte wenigstens Kahns Mannschaftkamerad Jens Jeremies damals. In der Ausgabe 8/2003 zitierte der Spiegel den Mittelfeldspieler genau so: “Er würde es begrüßen, wenn “zumindest mal ein System” gefunden werde.”

Was Völler von Taktik hielt, beschrieb der Spiegel so:

“Tatsächlich wurde in 14 Spielen nach der WM achtmal mit einer Dreier-Kette und sechsmal mit vier Abwehrkräften verteidigt. Und über die Stürmertalente Kevin Kurányi und Benjamin Lauth überraschte Völler mit der Auskunft: Beide würden alternierend in die A-Mannschaft berufen. Das klang so, als folgte die Personalpolitik dem Alphabet: einmal der Spieler mit dem Anfangsbuchstaben “K”, dann der mit “L”.”

Der gesamte Artikel nimmt dann Fahrt auf, Völlers gänzlicher Verzicht auf Taktik und Planung wird aufgespießt. Und tatsächlich scheint durch, dass Kahn Verantwortung auch jenseits der öffentlichen Rügen übernommen hat: Er empfahl Michael Ballack, wo der sich am besten auf dem Spielfeld aufhalten solle.

Nichts anderes hat auch Lahm gemacht, wenn er van Gaal oder Klinsmann auf Versäumnisse hingewiesen hat. Nun zu erwähnen, dass diese nicht darauf gehört haben: Wo ist das Problem? Jeder Arbeitnehmer würde dafür gefeuert werden, heißt es so ziemlich überall in den Kommentarspalten – ja? Wo denn?
Ein Arbeitnehmer, der darauf hinweist, dass die Führungsebene über Jahre schwere Fehler gemacht hat – ein Arbeitnehmer auch noch, der dazu auserkoren wurde, seine Mitspieler zu vertreten: Das ist kein Aufrührer, das ist ein Betriebsrat. Fast könnte man sagen, Lahm habe durch das Buch Führungsspielereigenschaften gezeigt. Wenn er nicht ein viel zu guter Fußballer wäre, um durch Brüllen auffallen zu müssen.


24
Aug 11

Club ohne Konsequenzen

Es gibt diesen Club, dessen Eingang kann überall sein.
Jeder kann rein.
Er ist riesig, unübersichtlich. Und doch kann man nicht verloren gehen.

Man hat dort Vergnügen ohne Ende. Und kommt niemals mit einem Kater raus.
Sex mit wem man will. Ohne Geschlechtskrankheiten.
Streit mit wem man will. Ohne blaues Auge.

Dieser Club macht glücklich, also sagen die Leute, er mache süchtig.
Aber nein, sagen die, die häufig da sind: “Als ich klein war, da konnte ich, wenn ich ein cleveres Kind war, Terra X schauen. Terra X, ich bitte Sie! Heute kann ich immerzu den klügsten Menschen der Welt lauschen. Ich höre von Regisseuren, wie sie ihre Filme erklären, Wissenschaftler zeigen mir ihre Studien im Original, ich muss sie mir nicht mehr von jemandem, der sie nicht verstanden hat, erzählen lassen – im Ernst, ich bin nicht süchtig: Ich bin hier gern.”
Neuerdings trifft man dauernd Leute, die man nicht mehr sehen wollte. Und selbst das ist toll. Auf einmal merkt man, dass die Leute viel netter sind, als man sie in Erinnerung hatte. Selbst der größte Vollidiot ist mit seiner Mutter da; und die ist eigentlich eine ganz anständige Frau.
Es sei da sehr gefährlich, sagen die Leute, die Angst brauchen.
Man müsse unterschiedlich viel Eintrittgeld verlangen, sagen die Leute, die mit dem Club Geld verdienen wollen.
Man müsse ein Namensschild tragen, sagen die Leute, die mit dem Club noch mehr Geld verdienen wollen.

Nö.

Nö.

Nennt mich ruhig konservativ. Ich will, dass der Club offen, frei und diskret bleibt. Was im Club passiert, bleibt im Club.
Die einzige Konsequenz ist, dass man klüger wird.
Eine schlechte Sache ist das nicht.
Deswegen wähle ich in Berlin die Piraten.


18
Aug 11

Nichtsnutz

Ich vernachlässige zur Zeit meine größte Begabung: das Nichtstun.
Wenn ich nichts tue, dann mache ich das nicht wie die Amateure, die behaupten, sie würden nichts tun, wenn sie bloß nicht arbeiten gegen Geld, in Wirklichkeit aber Blumen gießen, Waren kaufen, Autos fahren, Kinokarten erstehen oder Arme von Freunden reiben.
Ich mache es auch nicht wie die Scharlatane, die unverfroren arbeiten, während sie behaupten, eigentlich würden sie nichts tun.

Wenn ich nichts tue, dann passiert bei mir weniger als bei anderen Leuten im Schlaf. Ich würde nicht einmal liegen, wäre das nicht unvermeidlich. Man könnte fast sagen: Am Abschaffen des Liegen beim Nichtstun arbeite ich noch, aber das klänge kokett.

Die Zeiten, in denen man es als Nichtstuer weit bringen konnte, sind vorbei. Pharaonen, Cäsaren und selbst Preußenkönige brachten es in Sachen Nichtstun zu einiger Meisterschaft und machten dennoch nicht unbedeutende Karrieren. Liegt nicht eine gewisse Schönheit in dem Gedanken, dass der Nilherrscher selbst keinen Finger gerührt hat für die Erschaffung seiner Pyramide?
Kaum müde mit dem Lid bejaht haben wird er die Pläne, die sein aufgeregter Architekt ihm gezeigt hat. Das waren noch Zeiten für Herrscherkasten.
Wer die Serie “Die Tudors” geschaut hat und im Nichtstun nicht unbewandert ist, wird mit einer nicht zu leugnenden Ehrfurcht, die nah am Neid gebaut ist, gesehen haben, wie das beim Ejakulieren verschleuderte Ejakulat Henry VIII von seinem Diener aufgefangen und entsorgt wurde.
Ich, der ich selbst in Phasen der größtmöglichen Lethargie selber wische, war beschämt.

Heute jedoch, freudlose Zeit, muss selbst ein Bundeskanzler arbeiten, selbst ein Baron muss die Arbeiten, die andere ihm kopiert haben, noch verteidigen, ein Milliardär sein neues Handy anpreisen.
Für mich werden Handys erst interessant, wenn sie die Anrufe selbständig regeln. Bei der Gelegenheit: Wenn Sie eine 030 auf dem Display Ihres Handys leuchten sehen, dann ist das eine so genannte Festnetznummer. Wahrscheinlich bin ich es. Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird im Grunde ein ganz normales Gespräch, der Anrufer ist bloß nackt.
Profis ziehen sich niemals an.


26
Jul 11

Liebe Schlechtmenschen

Um das mal vorweg zu nehmen: Ich war schon politisch unkorrekt, da habt ihr eurer Frau noch jedes Mal Blumen mitgebracht, wenn ihr im Puff wart.
Ihr seid nicht politisch unkorrekt, ihr Sarrazins, ihr PI-Nasen, ihr Maskulinisten und ihr Kreuz.net-Vollschreiber: Ihr seid intellektuell unkorrekt. Euer Denken ist haarscharf daneben und wenn ich sage haarscharf, dann meine ich: danebener als der Mond.

Die Welt ist arm und du bist reich.
Das macht dir Angst.
Die Welt ist bunt und du bist bleich.
Das macht dich neidisch.

Ihr seid nicht doof, ihr habt nur nie gelernt, euer Gehirn zu gebrauchen. Das erkennt man auf eine ganz einfache und harmlose Art: Ihr habt keinen Humor. Ihr könnt in der Regel Geld verdienen, ihr könnt Behördengänge absolvieren, ihr könnt pünktlich sein, und ihr konntet immer völlig in Ordnung eure Hausaufgaben machen.
Ihr seid die, die den Knall nicht gehört haben, ihr seid die, die sich wundern, warum plötzlich alle rennen.
Die rennen nicht, die tanzen.
Verehrte Zuspätgekommene, es ist 2011.
Deutschland bei der WM gerettet hat ein Muslim, im Team der ghanaischen Mannschaft stand der Bruder eines deutschen Verteidigers, und ja: Das ist nicht mehr das, womit wir aufgewachsen sind. Allerdings, Moment: Jimmy Hartwig war nun nicht so wahnsinnig reinrassig und Felix Magath, Psst, ist auch nur halb so deutsch wie alle denken.
Die Welt ist heute so offen unübersichtlich wie sie es immer schon im Verborgenen war.

Ihr seid die, die was leisten. Ihr seid die, die jede Menge Steuern zahlen, und dann kommen die Gutmenschen und verprassen das ganze schöne Geld.
Für Muslime!
Ihr wisst natürlich, dass eure Kinder nicht unter der Scharia aufwachsen werden, aber als Köder für die noch etwas ängstlicheren und noch etwas später gekommen unter euch funktioniert das ganz prächtig: Europa im Schatten von Moscheen, Schauder.

Wie Europa unter Schlechtmenschen aussähe, das könnt ihr euch jetzt anschauen, wenn ihr die Nachrichten anseht, ihr Hobby-Kreuzritter.
Wir hätten eine Gemeinschaft, wie sie immer schon war, wenn die Angst die Vernunft schlägt: Dann wird aufgeräumt, dann muss Blut fließen, dann wird man nicht mehr mal sagen dürfen, dann wird man sagen müssen: Sieg Heil, Deus lo vult!

Aufwachen.

Es wollen nicht alle euch etwas wegnehmen. Schaut mal, ihr bekommt sogar etwas: Tore bei der WM zum Beispiel. Ohne Özil wären wir, und ich schließe euch da ausnahmsweise ein, bei der WM in der Vorrunde ausgeschieden. Ohne Sarrazin hätten wir einfach nur weniger Altpapier.
Wer heute zehn kleine Türkenjungs gegen einen angstbeißenden Leister tauscht, gewinnt 2022 die WM.

Aber ich schweife ab: Was ich eigentlich sagen wollte, war. Schlaft mal aus, guckt mal die Blumen, geht zum Arzt und redet über eure schlaffen Pimmel, da gibt es heute ganz tolle Lösungen. Ladet eure Frau zum Essen ein beim teuersten Inder der Stadt und dann versucht mal richtig intensiv zu verstehen, dass alles gar nicht so schlimm ist. Solange man Leuten wie euch keinen Zugang zu Waffen gibt.


4
Jul 11

Auf der Autobahn des Irrsinns (Extended Version)

Bei taz.de habe ich einen Kommentar zu dem Sommerlochquatsch um Facebookpartys geschrieben.

Hier nun die Extended Version:

Unterdessen forderte Karl Theodor zu Guttenberg, der aus Kabinettssitzungen immer noch nicht wegzudenken ist, das Verbot von Druckern. Niemand könne vorhersagen, wann wo etwas ausgedruckt werde und wer die Druckergebnisse in die Hände bekomme. Überhaupt gebe es zuviel Druck. Weshalb man auch nie mit etwas fertig werde und überhaupt. Continue reading →


27
Jun 11

Dealbeispiel, in Kürze ähnlich verfügbar

Aus Gründen, die mein für das digitale Zeitalter nicht hinreichend entwickelter Verstand nicht umfassen kann, verträgt sich Adblock plus offenbar nicht mehr mit Firefox. Nun sieht mein Internet so aus:

Screenshot cracked.com

Ich mag nicht mehr. Da kann ich ja gleich Fernsehen schauen.
ich will jetzt keine ausufernden Diskussionen darüber führen, dass die armen Internetschweine ja bloß so überleben können, und die blöden Grouponschweine in genauso hässlichen Büros sitzen wie es ihre Banner vermuten lassen, aber nein: ich will mich bloß beschweren, keine Motz kaufen)


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